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Der Burg Perfiden auf der Spur
Im Weiler Perfiden in Rickenbach ob Schwyz brachten 1955 archälogische Grabungen Reste einer mittelalterlichen Turmburg hervor. Neue Untersuchungen zeigen: Das benachbarte «Haus Acherli» von etwa 1270 besteht auch aus Baumaterial des fast gleich alten Wohnturms.
Seit den ersten Untersuchungen vor rund 70 Jahren steht das Areal in der Perfiden in Rickenbach / Schwyz im Fokus der Archäologie. Aktuelle Untersuchungen bringen weitere Details ans Licht. So etwa zur Geschichte der Burg Perfiden, die im ausgehenden 13. und im 14. Jahrhundert als Herrschaftshof mit landwirtschaftlichem Zweck diente. Besonders aufschlussreich sind jedoch die Erkenntnisse beim benachbarten Acherli-Haus an der Perfiden 5. Das Herrenhaus aus Holz wurde um 1270 erbaut und ist damit eines der ältesten Wohnhäuser des Kantons Schwyz, das nach wie vor bewohnt ist. Seine Bausubstanz ist zu grossen Teilen original erhalten, der Grundriss fast unverändert.
Baumaterial der Burg geplündert
Die Eigentümerfamilie des Acherli-Hauses plante 2024 einen Umbau, worauf die archäologische Fachstelle des Kantons Schwyz eine Baubegleitung verfügte. Diese förderte Überraschendes zutage: Bei den Umbauarbeiten im Januar 2025 kamen neun Fragmente von Fenstergewänden aus Sandstein zum Vorschein. «Die typischen Rundbogenformen treten ab dem 11. oder 12. Jahrhundert auf und gehörten zu einer Bauweise, die für Wohnhäuser aus Holz wie das Acherli nicht in Frage kommt», stellte der beauftragte Archäologe Christian Bader fest. Hingegen waren solche Fenster Bestandteil von herrschaftlichen Steinbauten wie einem Burgturm. Für Bader steht somit fest: Die Sandstein-Fragmente stammen ursprünglich aus dem Turm der Burg Perfiden. Sie gelangten im Rahmen von Umbauarbeiten am Acherli-Haus, vermutlich gegen Ende des 14. Jahrhunderts, in dessen Mauern. «Man hat Baumaterial der Burg geplündert und zweitverwertet», kann er mit Gewissheit sagen.
Was heute wie ein kurioses Detail erscheinen mag, macht deutlich, wie stark mittelalterliche Bauten im Wandel waren und wie mit Ressourcen umgegangen wurde. Die archäologischen Baubegleitungen an der Perfiden 5 liefern damit nicht nur neue Erkenntnisse zur Baugeschichte, sondern auch einen faszinierenden Einblick in den pragmatischen Alltag des Mittelalters und in die nachhaltigen Praktiken jener Zeit. Und die geborgenen Fensterteile bleiben in der kantonalen archäologischen Sammlung.
Artikel erschienen im szene Magazin (Kulturmagazin des Kantons Schwyz: Ausgabe 5 - Juni 2025) / Text: Sara Gianella / Bild: Christian Bader
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SchwyzKulturPlus
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