Das Oliver Schnyder Trio präsentierte in Lachen ein stimmiges Programm: an der Violine Andreas Janke, am Klavier Oliver Schnyder und am Cello Benjamin Nyffenegger. Bild Heinz Isler
Das Oliver Schnyder Trio präsentierte in Lachen ein stimmiges Programm: an der Violine Andreas Janke, am Klavier Oliver Schnyder und am Cello Benjamin Nyffenegger. Bild Heinz Isler

Musik

Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt

Mit «unrussischen» Interpretationen zweier Trios von Tschaikowsky und Rachmaninow begeisterte das Oliver Schnyder Trio am Samstagabend in der Aula des Schulhauses Seefeld in Lachen.

Im Einführungsgespräch vor dem Konzert, einer Zusammenarbeit vom «Musiksommer am Zürichsee» und der Joachim Raff-Gesellschaft, die im Kontext des diesjährigen Musiksommer-Mottos «Macht und Individuum» stand, berichtete der bekannte Schweizer Pianist Oliver Schnyder, dass ihm russische Kollegen mitgeteilt hätten, dass er als Schweizer die Musik Rachmaninows oder Tschaikowskys nicht rich-tig verstehen – geschweige denn spielen – könne. Dabei habe er selbst stets eine geistige Verwandtschaft zur Musik Rachmaninows gespürt, während ihm die Musik Tschaikowskys nicht direkt in die Finger gegangen sei. Die Konzertanfrage Manuel Bärtschs, des künstlerischen Leiters des «Musiksommers », nahm er zum Anlass, dem langjährigen Drängen seiner Kollegen Andreas Janke und Benjamin Nyffeneggers nachzugeben und den Klavierpart des anspruchsvollen Trios von Tschaikowsky einzustudieren.

 

Präzision und Ausdruck

Man kann ihnen dankbar dafür sein, denn entstanden ist ein überaus stimmiges Programm. Tschaikowskys Werk entstand als Hommage an den zuvor verstorbenen, geschätzten Kollegen Nikolai Rubinstein, das Trio élegiaque Nr. 1 von Rachmaninow nahm sich dieses zum Vorbild. Folglich decken beide Trios unterschiedlichste Gefühlsund Stimmungslagen ab, von rabenschwarzen Trauermarsch-Versatzstücken über langgezogene, klagende Kantilenen bis hin zu verspielten rasanten Passagen. Das Trio interpretierte die Werke mit einer Präzision, einer interpretatorischen Einigkeit und Innigkeit, die keine Zweifel aufkommen liessen, weshalb es zu den besten Kammermusikensembles der Schweiz gehört und den Sprung über die Landesgrenzen hinaus längst geschafft hat.

 

Konstruierte nationale Zuschreibungen

Mit der Zugabe wurde das Publikum Zeuge einer Premiere. Klaus Simon, ein begnadeter Arrangeur unter anderem von Mahler-Symphonien, hat den langsamen Satz aus Rachmaninows zweitem Klavierkonzert für Trio arrangiert. Nach nur einer Probe stellte das Trio das Stück so vollendet vor, dass man meinen konnte, es wäre seit Ewigkeiten Teil ihres Repertoires. Das Konzert geriet zu einem eindrucksvollen Plädoyer, dass diese kosmopolitische Musik, die Einflüsse aus verschiedenen nationalen Schulen vereinigt (die sich zudem schnell als Konstrukt erweisen), auch ohne «russische» Interpreten lebt. Es schloss den Kreis zum Einführungsgespräch, in dem Oliver Schnyder und Urs Ziswiler, ehemaliger Schweizer Botschafter und Stiftungsratspräsident der Villa Senar (das Anwesen Rachmaninows am Vierwaldstättersee), anekdotenreich von der Zerrissenheit der beiden Komponisten zwischen West und Ost berichteten und Anlass boten, über die politische Vereinnahmung von Musik nachzudenken.

 

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Severin Kolb

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

Kontakt

Kategorie

  • Musik

Publiziert am

03.06.2024

Webcode

www.schwyzkultur.ch/BNZ5aA