Eines der faszinierenden Bilder von Tobias Ryser, dem Schweizer Naturfotografen. Bilder Michel Wassner
Eines der faszinierenden Bilder von Tobias Ryser, dem Schweizer Naturfotografen. Bilder Michel Wassner
Dave Honegger ist ein Träumer. In seinen Bildern ist das unverkennbar.
Dave Honegger ist ein Träumer. In seinen Bildern ist das unverkennbar.
Die Art Ufnau geht in die nächste Runde. Das Motto 2023: «Lichtblicke». Gezeigt werden eindrückliche Werke und überraschende Interpretationen des Themas von acht ausstellenden Kunstschaffenden.
Die Art Ufnau geht in die nächste Runde. Das Motto 2023: «Lichtblicke». Gezeigt werden eindrückliche Werke und überraschende Interpretationen des Themas von acht ausstellenden Kunstschaffenden.
Joni Hedinger zeigt die Ufenau aus einer anderen Perspektive: von oben. Bild Joni Hedinger
Joni Hedinger zeigt die Ufenau aus einer anderen Perspektive: von oben. Bild Joni Hedinger

Kunst & Design

Kunst auf der Insel

Die Art Ufnau geht in die nächste Runde. Das Motto 2023: «Lichtblicke». Gezeigt werden eindrückliche Werke und überraschende Interpretationen des Themas von diversen Kunstschaffenden.

Die Ufnau bei Regen: hat was. Kunst auf der Ufnau bei Regen: Verlangt nach einem Schirm. So oder so, die Insel gibt ein gutes Bild ab. Und ist die einmalige Location für «Lichtblicke», Art Ufnau, 2023. Die Anreise per Boot ist ein Highlight. Es schüttet, man spürt die Wellen, den Regen auch. Die Dachplane ist nicht ganz dicht. Je näher die Insel, desto stärker der Niederschlag. Nach dem Anlegen geht’s erstmal ins Restaurant. Kaffee und Gipfeli sind parat, draussen ist es kalt, drinnen auch irgendwie. Die Stimmung ist trotzdem gut bis heiter. Es wird gelacht und diskutiert. So tönt der Austausch unter Künstlern. Fotografin Paula Schwarz liest in den Händen. Eine Kunst, die sie gerade studiert. Auf der Art Ufnau stellt sie auch aus.

Greifbar und von oben

Patricia Lazzarini von Einsiedeln-Ybrig-Zürichsee kommt zu den Eröffnungsworten. Die Sache mit dem Wetter sieht sie positiv. «So sind wir die einzigen auf der Insel.» Die Art Ufnau findet im Rahmen des Projekts «Hallo Kultur» statt. «Das Thema Lichtblicke haben wir mit Fotografen umgesetzt. Wichtig war uns, mit Künstlern aus der Region zu arbeiten.» Es gibt aber nicht nur 2D. «Mit Ueli Alders Camera obscura haben wir auch etwas Erlebbares integriert. Das ist zum Beispiel auch interessant für Schulklassen.» Generell sagt sie: «Fotografie ist attraktiv für die Jungen.» Das wiederum sei den Organisatoren wichtig gewesen. Dann spricht Joni Hedinger, Künstler und Mitorganisator. Er ist Foto- und Videograf. «Die Ausstellung hat vier Stationen.» Man baue auf Events, die über das halbe Jahr verteilt sind, zum Beispiel «Meet the Artist». Dann gebe es erlebbare Elemente, wie eben die Camera obscura sowie Outdoor-Ausstellung mit drei Stationen auf der Insel. Und dann ist da noch die Kapelle St. Martin. Dort stellt Joni seine Bilder aus. Die Insel Ufnau von oben, lautet das Motto.

Faszination Natur

Der Rundgang startet mit den Fotos von Tobias Ryser. Er ist ein konsequenter Mensch. Er fotografiert ausschliesslich in der Schweiz. «Ich möchte das Land so zeigen, wie die Leute es noch nicht gesehen haben.» Das ist der Clou an seinen Landschaftsaufnahmen: Er reist nicht weit. «Meine Fotos sind in einem Umkreis von 50 Kilometern von hier entstanden. Sieht man sie, würde man das nie denken. Es ist unglaublich, wie viel man vor der eigenen Haustüre entdeckt.» Worauf es ankommt bei der Naturfotografie: «Zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.» Mit Blick auf eines seiner Bilder – schroffe Berge – erzählt er. «Die Naturfotografie hat mir so viele Türen geöffnet. Alles entstand aus einer Leidenschaft.» Über seinen Beruf sagt er schlicht: «Ich lebe meinen Traum.» Jedes Bild hat eine eigene Geschichte, und in jedem Foto stecken seine Emotionen. Was ihm zugute kommt, wenn er in den Bergen unterwegs ist auf der Suche nach dem perfekten Licht: «Ich kann das Wetter lesen.» Das ist wichtig. «Denn Fotografie ist malen mit Licht. Es sind immer Momente, darum geht es in der Naturfotografie. Und genau das ist es, was ich teilen möchte mit dem Publikum.» Er lacht über sich selbst. Manchmal sei es gefährlich in den Bergen. Doch er geht immer wieder zu einem Ort. Bis das Licht perfekt ist.» Man wolle das Licht und die Szene immer noch schöner einfangen. Man sei nie zufrieden. Dann spricht Joni Hedinger über Pascal Kaelin. Der ist Arzt und nicht da. Seine Werke schon. «Er schafft es, Kreativität und seine Arbeit zu verbinden.» Konkret: Pascal Kaelin bringt photooder radiogene Pflanzen mit Röntgenröhren in Verbindung. Die Röntgenstrahlung erlaubt den Blick durch das Objekt hindurch. Die Resultate sind eindrücklich.

Ein Container auf der Wiese

Und auch für Dave Honegger – ebenfalls gerade woanders – übernimmt Joni Hedinger das Wort. «Er baut mit Accessoires Kulissen in einem Studiosetting, zum Beispiel Bäume oder Kioske. So drückt er seine Fantasien aus. Er ist ein Träumer, erfindet Welten und träumt in der Weltgeschichte herum.» Honegger ist autodidaktischer Fotograf, Videograf und Kunstschaffender. Über seine eigenen Werke darf Joni Hedinger dann auch noch sprechen. Sie hängen in der Kapelle St. Martin. Das Motto lautet «von oben», die Rahmen sind alt. Also die Bilderrahmen. Noch da von der letzten Ausstellung. Hedinger steuerte eine Drohne über die Ufnau und machte Fotos. Aber nicht irgendwelche. Er deutet auf die Kapelle und sagt: «Ich wollte die Insel von aussen nach innen bringen.» Seine Werke zeigen das Ufer der Ufnau in einzelnen Abschnitten. Und schliesslich ist da noch Ueli Alder. Er hat seine Camera obscura auf der Ufnau installiert. Für all jene, denen das nichts sagt: Die kann man nicht um den Hals hängen. Das ist ein ganzer Container. Darin ist fast nichts, nicht mal Licht. Eher nur zwei Löcher in der Wand. Deshalb heisst das Lochkamera. Hat man sich an die Dunkelheit gewöhnt, erscheint das Bild von der Kirche auf der Wand. Es steht auf dem Kopf. Irgendwie magisch. Alder spricht lieber über die Kamera und die Technik als über sich. Das sagt er auch so. Darüber, was Fotografie ist. Er hat das Fach studiert, die alten Techniken. Hier und auch in den USA. Seine Diplomarbeit handelt von ihm selbst als Appenzeller Cowboy. Abgesehen davon bringt er an diesem Tag das meiste Fachwissen rüber. Aha-Momente auch bei dem ein oder anderen ausstellenden Fotografen. «Ich habe mich intensiv mit der Theorie der Fotografie befasst. Die ist eigentlich sehr simpel und gleichzeitig faszinierend.» Von Digitalfotografie hält er jetzt nicht ganz so viel. Vielleicht ist er deshalb auch der letzte auf dem Rundgang, der über seine Arbeit spricht. «Meine Bilder sind Unikate. Nicht reproduzierbar. Das gibt ihnen eine ganz andere Wertigkeit.» Digitale seien dagegen immer maschinengemachte Bilder. Das ist für ihn keine echte Fotografie. Abschliessend gibt’s dann noch Fischknusperli und Salat im «Haus zu den zwei Raben». Und eine Rückfahrt mit dem Shuttle. Und der Regen hört auch auf.

Infos

Art Ufnau, 13. Mai bis 15. Oktober


Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Michel Wassner

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

12.05.2023

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