Kunst & Design

Letzte Pinselstriche im Kulturhaus Maihof

Noch einmal wird gefeiert und gestaltet: Das Kulturhaus Maihof verabschiedet sich mit einer Vernissage und einer Finissage, bevor das Gebäude einem Neubau weicht. 36 Kunstschaffende setzen dem Haus ein letztes Denkmal.

In der Schwyzerhof Bar wird gesungen, getanzt, gelacht, gefeiert. Eine Hochzeitsgesellschaft stösst draussen an, während Andreas Bouranis Lied «Auf uns» durch die Bahnhofstrasse hallt. «Ein Hoch auf das, was vor uns liegt» – passender könnte die Zeile nicht sein, wenn man den Blick Richtung Kulturhaus Maihof richtet. Direkt daneben steht Nicolas Wittwer auf einer Leiter und setzt mit Pinsel und Farbe zum letzten künstlerischen Abschied an. Der Kunstschaffende und Co-Präsident des Kulturhauses Maihof gestaltet die Fassade neben der Eingangstüre mit einem grossflächigen Wandgemälde. Gegenüber sprüht Joel Moser ein farbiges Graffiti. «Ich wollte den Künstlerinnen und Künstlern die Gelegenheit geben, sich im und am Haus zu verwirklichen», erzählt Wittwer. «Das ganze Haus ist Kunst und Kultur – und wird danach entsorgt.» Denn das Kulturhaus wird bald abgerissen. «Wir wussten schon vor drei Jahren, dass das Kulturhaus als Zwischennutzung dient», sagt Nadia Tattersall, Co-Präsidentin des Kulturhauses Maihof. Und trotzdem: Was sich in dieser Zeit entwickelt hat, ist mehr als ein temporäres Projekt. «Das Kulturhaus Maihof hat eine bemerkenswerte Reise durchlebt, die weit über die Grenzen der lokalen Kunst- und Kulturszene hinausgeht.» In nur einem Monat haben 36 Kunstschaffende das Gebäude von Keller bis Dachboden in ein Gesamtkunstwerk verwandelt: bemalte Türen und Wände und sogar gestaltete Badewannen.

 

Künstlerischer Abschiedsgruss

«Es ist eine künstlerische Verneigung vor diesem einzigartigen Ort, die sowohl die Wände als auch die Herzen der Besucher berührt», so Tattersall. Zahlreiche Ausstellungen, Workshops und Begegnungen haben das Haus zu einem lebendigen Treffpunkt gemacht. «Lars Mulle, Kathrin Odermatt, Andreas Gefe und viele mehr – extrem krass gute Künstler, die wir hier ausstellen durften», sagt Wittwer mit spürbarem Stolz. Möglich gemacht hat diese kulturelle Zwischennutzung die Küssnachter Familie Christen, getragen wurde das Projekt zudem von Gönnerinnen und Gönnern, dem Bezirk Küssnacht und vielen engagierten Vereinsmitgliedern.

 

Noch einmal den Maihof erleben

Das Ende des Hauses ist nun endgültig: Am Freitag, 27. Juni, findet ab 19 Uhr die letzte Vernissage statt. Bereits um 18 Uhr eröffnet Musiker Kevin Guerreiro den Abend, gefolgt von einer Laudatio. Ab 21 Uhr wird mit DJ Naunz & Co. getanzt. Doch es geht nicht nur um Kunstwerke. «Es ist ein Aufruf, über die Bedeutung kultureller Räume nachzudenken und gemeinsam für die Schaffung neuer Orte des Austauschs und der Kreativität einzutreten», betont Tattersall. Sie sagt weiter: «Der Verlust des Maihofs erinnert daran, dass wir uns für zukünftige Generationen einsetzen müssen, damit der Zugang zu Kunst und Kultur auch weiterhin gewährleistet bleibt.» Tags darauf, am Samstag, 28. Juni, ab 16 Uhr, lädt das Kulturhaus Maihof zur letzten Finissage. Danach ist Schluss. Was bleibt, ist der Wille, weiterzumachen. «Die Stimmen der vielen Kunst- und Kulturschaffenden, die hier gewirkt haben, sollen nicht verstummen », sagt Tattersall. Es sei an der Zeit, neue Räume zu erobern und frische Impulse zu setzen: «Damit wir auch in Zukunft von der Kreativität unserer lokalen Bevölkerung profitieren können.» Der Vorstand des Kulturhauses ruft die Bevölkerung auf, sich einzubringen. Denn eins ist für die Kulturschaffenden klar: Die kulturelle Landschaft lebt vom Engagement ihrer Gemeinschaft. Und vom Mut, neue Wege zu gehen. In diesem Sinne verabschiedet sich das Kulturhaus mit einer kurzen Doppelausstellung – bevor das Gebäude endgültig abgerissen wird.

 

Bote der Urschweiz / Edith Meyer

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Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

25.06.2025

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