Musik

Pulkkinen-Räss-Sadovska verschoben Grenzen

Ja, dieser Konzertabend der drei Frauen hat meine musikalischen Grenzen weit verschoben! Das Gehörte war für mich, der ich mich in verschiedensten Musikstilen heimisch fühle, total neu, ungewohnt – ein Hörerlebnis. Beeindruckend, was die drei Frauen gesanglich boten.

Ich verfolge Nadjas gesanglichen Werdegang seit 30 Jahren, sah, besser hörte ihre stete Weiterentwicklung. Ich bewunderte ihren Mut, in Zürich 2005 an ihrem Abschlusskonzert Jodellieder zu singen, die dann auch verdient mit der Höchstnote bewertet wurden. Sie trug an den Jodelfesten einen «Kampf» mit den Experten aus, die von ihr schlicht überfordert wurden. Jetzt ist sie anerkannt, unterrichtet in Luzern, lei-tet hier das «Waldstatt-Echo», bekommt den «Goldenen Violinschlüssel ». Überall tritt sie auf, sie scheint keine gesanglichen Grenzen zu kennen. Nun ist sie am Sonntagabend im Rahmen von «Women.Life.» im Fürstensaal des Klosters mit der Finnin Outi Pulkkinen und der Ukrainerin Mariana Sadovska vor grossem Publikum mit Stücken aufgetreten, die mit einem landläufigen Liederabend nichts, aber auch gar nichts zu tun haben.

 

Textloses Lied aus Textkaskaden

Zum Anfang begann Outi Pulkkinen mit ganz zarter, geschmeidiger Stimme mit einem finnischen Lied, das zu dritt beendet wurde. Das zweite Lied «Schöni Rösli» wurde dreistimmig wiedergegeben – mit einem Räss-Solo im Jodel. Der Abend nahm seinen Fort-gang. Die Töne nahmen einen in den Raum mit, ein Erlebnis, das leicht, sphärisch, aber auch mit dreisprachigen Texten als Klangerlebnis «zelebriert» wurde. Ein finnisches Wiegenlied kam richtig spektakulär, fordernd, packend, ja mit Schreien, die Tonmelodien formten, rüber. Ja, die drei nahmen das Publikum mit auf eine sehr anspruchsvolle musikalische Reise, durchsetzt mit Wechselgesängen. Die Lieder waren gewobene Geschichten, die erzählend dargeboten wurden. Jede der drei Sängerinnen lebt sich aus, scheint sich bisweilen fast zu vergessen, nur um zum Schluss wieder vereint zu sein. Mariana Sadovska vertonte ein Lied einer ukrainischen Freundin, die von russischen Agenten ermordet wurde. Es war ein Gedicht für die Freiheit, ein konsequenter Aufschrei gegen den Krieg. Mit «Wänn i gstorbä bi» kam Melancholie in den Abend. Fast zum Schluss verstummen die eingesetzten Instrumente, die Stimmen entschweben leise. Und ehe man es merkte, war der Abend Geschichte. Nein, nicht ganz. Nach einer Standing Ovation, brachten die drei Sängerinnen ein Stück von Markus Flückiger, «Lächle». Und das passte für mein Empfinden gut in ein «Lach-Yoga». Mit einem weiteren heiteren Stück klang der Abend aus. Das war keine einfache Kost, gesanglich auf hohem Niveau.

 

Einsiedler Anzeiger / Paul Jud

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

07.10.2025

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