Musik
Ihre Musik lässt keinen kalt
Beim «Bärgfäscht» gibt es am Samstag zum ersten Mal ein Frühschoppenkonzert. Für gute Stimmung sorgen dabei auch zwei Heimweh-Walchwiler.
Wenn die Jauks loslegen, hört mit Bestimmtheit jeder hin. Das dürfte auch am kommenden Samstag nicht anders sein. Das Quartett, bestehend aus Hans Jauk (74), Isabelle Häusler-Jauk (48), Gerry Zöchbauer (50) und Franz Scherzer (73), spielt beim Frühschoppen des 50. Walchwiler Bergfestes auf (siehe Box). Die Freude an der Musik überträgt sich auf die Zuhörer. Mehr noch: Sie animiert die Anwesenden, sich im Takt ihrer Lieder zu bewegen. Die Stilrichtung: Steirische Volksmusik. «Aber wir spielen auch Oberkrainer», sagt Hans Jauk. Er ist vor fünfzig Jahren aus dem österreichischen Bundesland in die Schweiz oder besser nach Walchwil gekommen. Hans Jauk wohnt zwar, wie seine Tochter, mittlerweile nicht mehr im Kanton Zug, doch kommt er immer wieder gerne in die Region zurück, in der er so viele Jahre verbracht hat. Und es gibt auch noch andere Wurzeln: Noch immer arbeitet Hans Jauk bei der Zugersee-Schifffahrtsgesellschaft, während Isabelle Jauk-Häusler in Cham einen Coiffeursalon führt.
Den richtigen Mix gefunden
Die Jauks wissen, wie sie das Publikum auf ihre Seite ziehen können. Isabelle Häusler-Jauk sagt: «Freude an der Musik ist das beste Doping.» Ein Konzert werde dann gut, wenn zwischen der Gruppe und den Zuhörern «der Funke hin und her springt». Selbstbewusst sagt Isabelle Häusler-Jauk denn auch: «Suchst du Stimmung, dann bist du bei uns an der richtigen Adresse.» Doch die 48-Jährige überzeugt nicht nur durch ihr gekonntes Spiel mit der Klarinette und den Gesang. Ihr herzhaftes Lachen sorgt ebenso dafür, dass es in ihrer Umgebung nie langweilig wird.
Beim «Powern» wird Isabelle Häusler Jauk durch eine Gitarre (Franz Scherzer), eine steirische Harmonika (Hans Jauk) und ein Bariton (Gerry Zöchbauer) unterstützt. Die Musik der Jauks unterscheidet sich und das hörbar – von Schweizer Volksmusik. Das Schwyzerörgeli wird durch die steirische Harmonika ersetzt, die sogenannte Quetsche. Statt eines Kontrabasses gehört zu der Musik aus der Steiermark das Blasinstrument Bariton. Deshalb sagt Franz Scherzer: «Müsste ich bei einer Ländlerkapelle aushelfen, würde dies nicht gehen.» Muss auch nicht sein. Den Leuten gefallen die Weisen, welche die Jauks spielen. Das zeigt schon ihre volle Agenda. Da würden schon mal die Proben ausfallen.
Erstaunlich ist aber noch etwas anderes: Das Quartett, das heute seinen Stammsitz im Säuliamt hat, kann aus einem Repertoire von 150 Musikstücken schöpfen und spielt alle ohne Noten. Gerry Zöchbauer, der einst als Profi unterwegs war, sagt: «Wenn ich ein Musikstück einmal höre, kann ich es hinterher spielen.» Immerhin sagt Isabelle Häusler-Jauk: «Die Texte habe ich auf Papier.» Wer die Jauks hört, kann auch Musikstücke wünschen. Und sie müssten selten passen, sagt Hans Jauk stolz. Einer ihrer Renner, den sie fast überall spielen müssen, ist «Steirer Man sin very good». Dieses Stück ist einst für den bekanntesten Steirer, Arnold Schwarzenegger, geschrieben worden. Dieser überzeugt nicht nur als Action-Star in Hollywood, sondern war bekanntlich auch einmal Gouverneur des US-Bundesstaates Kalifornien.
Für den Marathon gerüstet
Ein Markenzeichen der Jauks ist auch ihr Stehvermögen. «Wir spielen manchmal bis zu sechs Stunden», sagt Hans Jauk. Da handelt es sich bei ihrem Auftritt beim Buschenchappeli ja um ein «kurzes» Konzert. Es soll nur vier Stunden dauern. Hans Jauk erinnert sich noch an ein Mammut-Konzert: «Da haben wir 17 Stunden gespielt. Hinterher waren wir ziemlich durch den Wind.»
Gefordert waren sie auch, als sie vor ein paar Jahren im Hofbräuhaus in Las Vegas vor internationalem Publikum aufspielen durften. Und bald folgt der nächste internationale Auftritt. Sie haben sich für die Schweiz einen Startplatz am Alpen-Grand-Prix in Meran «erspielt». Dieser findet am 16. Oktober statt. Ihr Lied, mit dem sie möglichst weit nach vorne kommen wollen: «Die Schweiz hat ihren Reiz.»
«Entzugserscheinungen»
Und ans Aufhören denkt keiner im Quartett: «Nach zwei Wochen ohne Auftritt haben wir Entzugserscheinungen.» Diese würden wohl auch ihre Fangemeinde haben, die rund 100 Mitglieder zählt. Der eine oder andere dürfte auch den Weg auf den Walchwilerberg finden. (Marco Morosoli)
Zum Jubiläum gibt es sogar einen Umzug
«Obwohl sich das Dorf und die gesamte Gesellschaft in einem Wandel befinden, ist spürbar, dass Tradition und Brauchtum zunehmend Rückhalt geniessen», schreibt Martin Arnold im Programmheft des 50. Walchwiler Bergfestes. Für den Präsidenten des Jodlerklubs Edelweiss, der das dreitägige Fest auf dem Walchwilerberg organisiert, ist «der Anlass zu einem wichtigen Teil der Dorfkultur herangewachsen». Die Veranstaltung geht auf das Jahr 1966 zurück, als die Glocke des «Buschenchappelis» geweiht worden ist. Seither gab es keinen Sommer mehr, in dem in der Natur oberhalb des Dorfes nicht gefestet wurde. Arnold billigt dem Fest «eine grosse Bedeutung» zu. Viele aus dem Dorf würden zum ersten Mal als Kind auf den Berg gebracht und dann nie mehr ein Fest verpassen. Fast schon so, als würde den Walchwilern die Freude am Bergfest mit der Muttermilch eingegeben. Heute sei das «Bärgfäscht» ein musikalisches, buntes Fest mit Bräuchen wie dem «Chäszänne» – einem Grimassen-Wettbewerb – sowie mit Trachtentanz, Jodel und Volksmusik. Und Martin Fuchs, der dem OK des Jubiläumsfestes vorsteht, verspricht in diesem Jahr noch zusätzlich eine «rockige» Note. Am Samstagabend (15. August ab 19.30 Uhr im Festzelt) spielen The Black Barons auf, die Songs von Johnny Cash zum Besten geben. Und später sorgt die achtköpfige Mundartband Friedli und Fränz Kilbimusig für eine tolle Atmosphäre.
Der Auftritt der Trychler
Ein Höhepunkt des Jubiläumsanlasses ist für Fuchs auch die Vorstellung der Bergtrychler am ersten Abend des 50. Walchwiler Bergfestes. Deren Auftritt am 14. August (ab 21.30 Uhr) sei etwas sehr Eindrückliches. Es werden um die 60 Personen mit ihren Trycheln erwartet. Ein Monsterkonzert mitten im Sommer.
Einzigartig sei auch der Umzug, der am Sonntag (16. August) ab 13.30 Uhr am Buschenchappeli und dem Restaurant Pfaffenboden vorbeiziehe. Dieser Vorbeimarsch sei auch ein Rückblick auf 50 Jahre «Bärgfäscht». Laut dem Programmführer, der im Internet aufgeschaltet ist (www.jodlerclub-edelweiss.ch), haben sich zwanzig Gruppen eingeschrieben. So wird auf einem Wagen geschwungen, auf einem anderen präsentiert sich die Trachtentanzgruppe. Und natürlich darf beim Umzug der Jodlerclub Edelweiss nicht fehlen.
Ein interessanter Blick zurück
Im Festführer sind aber nicht nur weitergehende Informationen zu den auftretenden Gruppen an den drei Festtagen zu finden. Er enthält auch eine Geschichte über die Wurzeln des Bergfestes. Auf dem Walchwilerberg, so der Historiker Urspeter Schelbert, hätten schon im 17. Jahrhundert Flurprozessionen stattgefunden. Auch das Buschenchappeli gehe auf diese Zeit zurück.
Da der Festplatz mit dem öffentlichen Verkehr nicht erschlossen ist, organisiert das Organisationskomitee am Samstag einen Shuttle-Service vom Dorfzentrum auf den Berg (18.30 Uhr bis 21.30 Uhr) und zurück (alle 30 Minuten ab 21.30 Uhr bis 1 Uhr). Auch später gibt es noch eine Möglichkeit, sich ins Dorf fahren zu lassen.
50. Walchwiler Bergfest: Freitag, 14. August, Festzelt: 20 Uhr: Quartett Waschächt. 21.30 Uhr: Walchwiler Bergtrychler. Pfaffenboden: 20 Uhr: HD Rogenmoser-Hürlimann. – Chlotteri-Loch-Bar: Horseshoe Ladies.
Samstag, 15. August: Festzelt: 10 Uhr: Frühschoppen. 11 Uhr: Jauk-Power. – 19.30 Uhr: The Black Barons. – 22 Uhr: Friedli und Fränz Kilbimusig. – Pfaffenboden: 20 Uhr: Echo vom Geisläzwick. – Chlotteri-Loch-Bar: Horseshoe Ladies.
Sonntag, 16. August: Festzelt: 10 Uhr: Jodlermesse. Ab Mittag: Kapelle Fuchs-Bissig. – 13.30 Uhr: Dä Umzug. – 14.30 Uhr: Nachmittagsunterhaltung (Sännechind, Trachtä, Alphorn, Jodlä, Goldauer Trachtechörli). – Ab 20 Uhr: HD Bürgi-Hürlimann.
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Zuger Zeitung
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