Dies & Das

Von der Jugendzeitschrift zum Kulturmagazin

Die Gemeinnützige Gesellschaft Zug (GGZ) lüftete ihr alljährliches Geheimnis. Nun ist klar, was im Zuger Neujahrsblatt steckt.

Das Zuger Neujahrsblatt ist keine Eintagsfliege. Das jährlich erscheinende Buch gehört bereits seit 1882 fest zum Kalender. In der Aula der Pädagogischen Hochschule Zug präsentierte die Gemeinnützige Gesellschaft Zug (GGZ) gestern Abend das Neujahrsblatt für das Jahr 2016. Früher als Jugendschrift gegründet, begeistert es heutzutage vor allem die Kulturszene. «Ein Buch, das sich durchschnittlich mit mehr als tausend Stück verkauft, ist durchaus nicht schlecht», gibt Dieter Müller, Redaktor des Neujahrsblattes, zu bedenken. «Gerade auch auf so kleinem Raum wie dem Kanton Zug.»


Macht Spass zum Anfassen


Es wäre niemals möglich, ein Magazin in dieser Qualität ohne Unterstützung der GGZ zu produzieren. «Da steckt enorm viel Freiwilligenarbeit drin, und die GGZ steckt da auch selbst Geld rein», führt Dieter Müller aus. Ein Bekenntnis zum Produkt, denn die GGZ macht selbst in schwierigen Zeiten keine Abstriche in diesem Bereich. Wer das Neujahrsblatt in der Hand hält, versteht es. Und ist froh. Denn das Magazin macht Spass zum Anfassen, aber auch zum Lesen. «Der Grund, warum das so ist, die Dimensionen und der grosse Kontext – das soll das Neujahrsblatt zeigen.» Dieter Müller verwirft die Hände in breiten Gesten. Keine Tagesaktualität also. Keine Schnellschüsse. Eben keine Eintagsfliegen.


Oder wer würde jemandem zuhören, der über seine Arbeit in der «übergreifenden Arbeitsgruppe Schilf beim Kanton Zug» sprechen möchte? Peter Ullmann ist einer der Autoren im diesjährigen Neujahrsblatt und hat exakt darüber geschrieben. Über den alarmierenden Rückgang des Schilfs am Zugersee, über Projekte, um diesen zu verhindern, aber vor allem über ein Übel, das den Rückgang noch beschleunigt: über Graugänse. «Eine Regulierung der Bestände ist aber extrem schwierig, weil die Graugans geschützt ist.» Der geschützten Plage müssen also heimlich Eier aus den Nestern geklaut werden, natürlich immer unter Aufsicht von Naturschützern. Ein Thema, das durch den Kontext interessant wird, durch den grösseren Zusammenhang. Abermals keine Eintagsfliege.


Spazieren am See


Bei Cham flaniert es sich besonders schön. Die Parkanlagen am See sind bekannt, beliebt und eben nicht alle für die Öffentlichkeit zugänglich. Ein brennendes Thema in Zug, das vom Neujahrsblatt elegant kontrovers aufgenommen wird. Martina Brennecke zeigt die Sicht der privaten Parkbesitzer und erklärt: «Es wäre gar nicht möglich, die Parks aus öffentlicher Hand in solch einem Zustand zu erhalten.» Der Saal murmelt bei dieser Bemerkung, die Diskussionsgrundlage scheint gegeben.


Die wahrscheinlich überraschendste Geschichte lieferte Andreas Teuscher. Der Historiker und freischaffende Autor grub Pläne aus, die einen Hafen im Zugersee zum Ziel hatten. Keinen Fischerhafen. Einen Hafen für Meerschiffe mit tausend Tonnen Fassungsvermögen. Definitiv ein Thema, das eine längere Erklärung benötigt. Eben auch keine Eintagsfliege. (Lionel Hausheer)

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Zuger Zeitung

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Publiziert am

20.11.2015

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