Theater & Tanz

«Für das Stück sind wir im goldrichtigen Alter»

Bald gilt es ernst für die Truppe des Seniorentheaters St. Johannes. Mit «De Lieblingsschüeler» zeigen sie ein Stück ganz nah am echten Leben.

Das Probe- und Aufführungslokal im Subparterre der Pfarrei Zuger St. Johannes lässt einigen Charme vermissen. Doch an der Probe des Seniorentheaters St. Johannes zum Stück «De Lieblingsschüeler» ist keinerlei Tristesse auszumachen. Die 14 Seniorinnen und Senioren wirken bei der Probe gut gelaunt. Mit wachen Gesichtern beobachten jene, die Spielpause haben, das Bühnengeschehen. Für die Exponierten auf der Bühne heisst es volle Konzentration. «Bringt mehr Tempo und Energie von Anfang an», ruft ihnen der in Zürich aufgewachsene Regisseur Hans Ziltener zu. Fehlt es an Lautstärke oder Anschluss, macht sich in den Zuschauerrängen Unruhe, zuweilen gar Ungeduld breit.



Die Spielenden sind sich gegenseitig harte Kritiker. Schliesslich soll sich das Ergebnis der insgesamt 42 Proben­wochen sehen lassen und an die Erfolge der letzten Jahre angeknüpft werden. «Wir spielten bis anhin immer vor vollen Rängen», berichtet Ziltener, der dieses Jahr bereits seine sechste Produktion mit den Zuger Seniorinnen und Senioren lanciert.


Ein Stück Leben


Unterstützt von Maria Grüter, Co-Regie, und im Hintergrund wirkenden Vereinsmitgliedern probt er zurzeit jene Szenen, die Einblick in die Alltagsrealitäten verschiedener Protagonisten bieten. Allesamt sind diese älteren Semesters. Da wäre zum Beispiel Röbi Waldmeier (Franz Carlen), der nach dem Tod seiner Frau mit Haushälterin Marietta (Edith Wallimann) eine «Hassliebe» unterhält. Seine gute Fee mit italienischem Temperament kocht ihm am «Dunstig Patate und e bizeli Fleisch», während Röbi seinen musikalischen Unterhaltungsbeitrag probt und alte Liebesbriefe hervorkramt. Oder die ledig, aktiv und glücklich gebliebene Vreni Siegenthaler (Hedwig Nietlisbach), die sich die aufdringliche Nachbarin Frau Bölsterli (Helene Signer) vom Hals halten muss. Während Letztere zwar Gesellschaft hat und doch verbittert wirkt, fährt Vreni mit dem Schiff nach Rapperswil, turnt im Altersverein und fühlt sich dabei keineswegs einsam. Nach 50 Jahren ist sie zusammen mit anderen zur Klassenzusammenkunft der Sekundarklasse gerufen. Wird ihr ehemaliger Pädagoge bei dieser Gelegenheit endlich das Geheimnis um seinen Lieblingsschüler lüften?


Gehirntraining


Wie Regisseur Ziltener berichtete, thematisiert das diesjährige Stück vieles, was seine Schützlinge im realen Alltag erleben. Die Einsamkeit im Alter sei dabei nur ein Aspekt. «Dieses Stück ist für uns sehr passend. Wir mussten niemanden verjüngen. Wir sind alle im goldrichtigen Alter.»


Dennoch bringt das Alter nicht nur Glanz. «Mit jedem Jahr fällt es mir schwerer, die Texte zu lernen. Zum Glück frischt das Theater meine Hirnzellen jeweils wieder auf», so der 73-jährige Herbert Ramp, der dem Verein seit über sechs Jahren die Treue hält und hier Freunde fürs Leben gefunden hat. Das von Vereinspräsident Anton Stöckli verfolgte Ziel, «eine sinnvolle Beschäftigung für Seniorinnen und Senioren, die Freude macht», zu schaffen, wird hier mehr als erreicht. Ab dem 20. Februar bietet sich an 14 Aufführungen Gelegenheit zur Theaterzusammenkunft für Jung und Alt notabene. (Debora Rother) 


HinweisDas Seniorentheater zeigt seine Vorstellungen vom Donnerstag, 19. Februar, bis zum Freitag,6. März, im Pfarreisaal St. Johannes. Der Eintritt ist frei, es gibt eine Türkollekte. Reservationen ab Montag, 2. Februar, jeweils Montag, Dienstag und Mittwoch von 9 bis 11 Uhr unter 079 538 56 07 sowie unter 079 874 15 02. Reservationen vor Ort: Samstag, 31. Januar, 9 bis 12 Uhr im Cheminéeraum Alterszentrum Herti. Weitere Informationen unter www.seniorentheater.ch

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Zuger Zeitung

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  • Theater & Tanz

Publiziert am

23.01.2015

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