Roland Heini: «Ohne Kunst lebt die Welt vielleicht ein bisschen anders.» Bild zvg
Roland Heini: «Ohne Kunst lebt die Welt vielleicht ein bisschen anders.» Bild zvg

Dies & Das

«Eine Sammlung zu verkaufen, ist tabu»

Der Kanton Schwyz zeigt ab morgen seine Kunstneuankäufe 2015 in der Galleria il Tesoro in Altendorf. Warum die Sammlung auch in Zeiten des Sparens vergrössert werden soll, erklärt Roland Heini vom Ankaufgremium.

Mit Roland Heini sprach Bianca Anderegg

Bianca Anderegg:Im vergangenen Jahr sind gemäss Einladung zur Vernissage «einige bemerkenswerte Neuankäufe» zur kantonalen Kunstsammlung gekommen. Zum Beispiel?

Roland Heini: Im Ganzen sind es etwa 40 Werke von neun Künstlern. Darunter ist zum Beispiel Gertrud Guyer Wyrsch, eine ganz bekannte Persönlichkeit, die 2013 verstorben ist. Ein weiterer Künstler ist Charles Wyrsch, der ein sehr umfangreiches Werk geschaffen hat und vor gut 50 Jahren einige Jahre in Lachen an der mittleren Bahnhofstrasse wohnte.Erhard Sigrist ist mit Jahrgang 1974 der Jüngste in der Ausstellung. Von ihm sind Videoarbeiten zu sehen.

Stammen alle Künstler aus dem Kanton Schwyz?

Alle Künstler haben einen Bezug zum Kanton Schwyz, sei dies nun, weil sie das Bürgerrecht im Kanton Schwyz besitzen oder hier leben. Das ist die Voraussetzung. Denn die kantonale Kunstsammlung hat zwei wichtige Aspekte: Einerseits betreibt der Kanton damit Kunstförderung, andererseits dokumentiert er das Kunstschaffen der Region. Dazu kommt, dass die Werke letzten Endes als Schmuck der öffentlichen Räume der Kantonsverwaltung dienen.

Nach welchen Kriterien wählen Sie Kunstwerke für die Sammlung aus?

Die Kriterien sind weit und offen. Der Entscheid entsteht in der Diskussion innerhalb des Kunstankaufgremiums nach einem Atelier- oder Ausstellungsbesuch. Dem Gremium gehören fünf Personen mit einem Hintergrund im Bereich Kunst an. Das sind Künstlervertreter, eine Kulturmanagerin und ein Architekt. Ausser mir – ich stamme ursprünglich aus Luzern und lebe heute in Beckenried – haben alle einen Bezug zum Kanton Schwyz. Im Gremium war stets ein Mitglied von ausserhalb vertreten, das nicht mit der Schwyzer Kunstszene verbunden ist. Es ist ja immer heikel, Werke eigener Freunde anzukaufen. Umgekehrt kennt man die Werke seiner Freunde natürlich am besten, und was man gut kennt und versteht, kann man auch besser beurteilen.

Wie hoch ist Ihr Etat für Ankäufe?

Uns stehen jährlich 70 000 Franken zur Verfügung.

Im Moment ist Sparen das Schlagwort Nummer eins im Kanton Schwyz. Müsste da die Vergrösserung einer Kunstsammlung nicht zweitrangig sein?

Da bin ich als Kunstschaffender natürlich Lobbyist. Es gibt ganz viele Leute, die fragen, wofür Kunst gut ist. Klar kann man sagen, die Welt lebt auch ohne Kunst. Doch sie lebt vielleicht ein bisschen anders. Letzten Endes ist ja alles irgendwie gestaltet. Vielleicht nicht der einzelne Künstler, doch das künstlerische Schaffen hat durchaus einen Einfluss auf die Erscheinung unserer Welt.

Kann die kantonale Kunstsammlung auch als eine Art Wertanlage betrachtet werden?

Finanziell glaube ich nicht. Es kann zwar sein, dass gewisse Werke heute einen höheren Wert als beim Ankauf haben. Doch man muss wissen, eine Sammlung zu verkaufen,ist tabu, auch bei Kunstmuseen. Sammlungen müssen zusammenbleiben. Der Wert einer Sammlung ist ideell und kann mit Geld nicht beziffert werden.

Ausstellung der kantonalen Kunstankäufe aus dem Jahr 2015: 13. bis 27. Februar, Galleria il Tesoro, Altendorf. Vernissage: morgen Samstag, 14 Uhr.

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger (Bianca Anderegg)

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Publiziert am

12.02.2016

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www.schwyzkultur.ch/jTAPdf