Remo Chicherio spielt in der «Akte Zwingli» zwei Rollen – einerseits einen von 16 Ratsherren, anderseits den Stadtpfarrer. Foto: Judith Schlosser
Remo Chicherio spielt in der «Akte Zwingli» zwei Rollen – einerseits einen von 16 Ratsherren, anderseits den Stadtpfarrer. Foto: Judith Schlosser

Bühne

«Alles hat in einer Bar angefangen»

Rentner Remo Chicherio, Einsiedeln, spielt noch bis am Sonntag im Mysterienspiel «Akte Zwingli» im Zürcher Grossmünster

«Alles hat in einer Bar angefangen», sagt Remo Chicherio, Einsiedeln, der durch seine wachen Augen, seine graue und volle Haarpracht und seinen dunklen Teint auffällt und noch bis am Sonntag in Volker Hesses Mysterienspiel «Akte Zwingli» im Zürcher Grossmünster mitmacht, im Gespräch mit dieser Zeitung. Es war nicht in irgendeiner Bar, sondern im Twenty One an der Hauptstrasse 21 in Einsiedeln. Daraus zu schliessen, er habe in der «Akte Zwingli» eine Hauptrolle, wäre jedoch falsch. Er spielt einen der 16 Ratsherren und noch den Stadtpfarrer. Doch schön der Reihe nach.

Dank Rita Kälin

Angesprochen wurde der 75-jährige, ehemalige Hotelier im März im Twenty One von Rita Kälin, Einsiedeln, Regieassistentin von Volker Hesse, der auch beim Einsiedler Welttheater 2000 und 2007 Regie geführt hatte. Remo Chicherio sagte zu und traf sich in Zürich mit dem Regisseur. «Du bist dabei, hat er zu mir gesagt», erinnert sich der rüstige Rentner und lässt nicht unerwähnt, Rita Kälin sehr dankbar zu sein, damals auf ein Engagement bei der «Akte Zwingli», im Rahmen des 500-Jahr-Jubiläums der Reformation, angesprochen worden zu sein. Er betont, sich für Geschichte zu interessieren und das ganze Drehbuch gelesen zu haben. Er spricht von einem imposanten Werk. «Ich verstehe die Politik Zwinglis», sagt Remo Chicherio, der sich selber als liberal und Patrioten bezeichnet und nicht unerwähnt lässt, dass Chicherio ein Bellenzer Geschlecht ist.

Gestik und Mimik sind wichtig

Remo Chicherio, Vater von drei Kindern – Frieda (1969), Remo (1971) und Franco (1975) – und seit vergangenem Jahr Witwer, spricht es nicht explizit aus, doch man spürt, dass er stolz ist, dieser anspruchsvollen Aufgabe als Laienschauspieler auch in seinem Alter noch gewachsen zu sein. Mit dem Auswendiglernen des Textes habe er keine Mühe gehabt, schliesslich müsse er nicht so viel sagen, betont Remo Chicherio, der jeweils mit dem Auto nach Zürich fährt und erst nach Mitternacht nach Hause zurückkehrt. Seine Rolle als Ratsherr sei viel mehr eine Charakterrolle, bei der Gestik und Mimik wichtig seien. Auch vor Publikum aufzutreten, sei für ihn kein Problem. Das sei er sich als Mitglied des Wirtechors Einsiedeln und Umgebung sowie als ehemaliger Hotelier, Präsident von Gastro Höfe und Mitglied von Gilde etablierter Köche gewohnt. Und nervös sei er, im Gegensatz zu andern, auch nicht, sagt er und denkt an den einen oder andern Ratsherrenkollegen. Er könne seine Sache und fühle sich in seiner Aufgabe sehr selbstsicher.

Katholik in Zwingli-Stück

Mehr beschäftigt habe ihn ganz am Anfang die Frage, was er als Katholik in einem Zwingli-Stück mache. Als gläubiger Katholik sei er der Meinung, dass alle den gleichen Gott haben – Katholiken und Reformierte ohnehin, aber auch Moslems und andere Religionen. Er sei unter den 16 Ratsherren wohl der einzige Katholik. Das sei aber nie thematisiert worden. Zu Beginn der Proben im Mai habe er Probleme mit den ständigen Wiederholungen der einzelnen Szenen gehabt, sagt er und verweist darauf, zuvor – auch berufsbedingt – keine schauspielerischen Erfahrungen gesammelt zu haben. Einzig während des Besuchs der landwirtschaftlichen Schule in Pfäffikon machte er im Theater mit. Im Nachhinein verstehe er, dass einzelne Szenen fünf oder sechs Mal hätten wiederholt werden müssen, sagt Remo Chicherio. Schliesslich habe bisher alles geklappt – zuerst an der Uraufführung am 16. Juni und bei den anschliessenden Aufführungen am 17., 18., 22. Juni. Jetzt folgen von heute Freitag bis am Sonntag, 23. bis 25. Juni, noch drei Aufführungen. Volker Hesse habe alles im Griff, sagt Remo Chicherio und windet ihm gleich ein Kränzchen. «Alles läuft sehr professionell ab.»

Freude bekommen

Mit der bisherigen Spielzeit zeigt er sich sehr zufrieden – zum einen, was das Ganze betrifft, zum andern auch seine Einsätze als Ratsherr und Stadtpfarrer. Er lässt nicht unerwähnt, dass bisher alle Aufführungen ausverkauft und die Echos durchaus positiv waren. Er habe am Mysterienspiel ri

Autor

Einsiedler Anzeiger

Kontakt

Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

23.06.2017

Webcode

www.schwyzkultur.ch/my9thd