Die Gäste lauschen den Schilderungen von Zeno Schneider und Gottfried Kälin. Bild Karl Hensler
Die Gäste lauschen den Schilderungen von Zeno Schneider und Gottfried Kälin. Bild Karl Hensler

Dies & Das

Etzelstein - ein Stück Regionalgeschichte

Wozu Schwyz Kultur Plus auf den letzten Samstag, 13. September, eingeladen hatte, war eine veritable Geschichtsstunde und Die Klosterfassade erscheint plötzlich in neuem Licht.

Was sich wie ein versteckter Märchenplatz präsentierte, verwandelte sich anschliessend im St. Meinrad, dank den spannenden und informativen Schilderungen und Gesprächen von Zeno Schneider, zusammen mit dem ehemaligen Steinbrecher Gottfried Kälin, alsbald in einen geschichtsträchtigen Ort.

Die Historie

Die rund sechzig Zuhörer im vollgestopften Saal wurden in die alte Zeit entführt. Es war ein Arbeitsgebiet, an das bei der Betrachtung der imposanten Klosterfront in Einsiedeln kaum gedacht wird. Was es nämlich brauchte, bis dieses gewaltige Bauwerk vollendet werden konnte. Am Exkursionstag vor der Engelweihe wurde einer interessierten Schar von Gästen eine nicht alltägliche Arbeit anhand von Bilddokumenten und Geschichtsschilderungen vor Augen geführt. Bis Ende der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde nämlich am Etzel der für den Klosterbau nötige Sandstein, ohne motori sierte Werkzeuge mit viel Geduld und ebenso viel Risiko, mühselig abgebaut.

Aus dem Klostertagebuch

Das Tagebuch zum Bau des Klosters berichtet, dass im Frühjahr 1704 bereits 14 Arbeiter im Steinbruch beschäftigt gewesen wären. Damals überführte man die Steine mit Ochsenkarren und in jüngerer Zeit mit einfachen Motorwagen, zum Bauplatz, respektive dem Restaurationsplatz oberhalb des Dorfes. Es ist bewundernswert, was diese Männer in jener Zeit, meistens waren sie zu viert oder zu fünft, bei der Arbeit geleistet hatten.

Die italienischen Spezialisten Grivelli und Mariotti markierten die Spaltstelle. Darauf bohrten die Werksleute Löcher für die sogenannten Bonschotten, besondere Keile, um die Blöcke vom Berg zu trennen. Es gab Situationen, da behalf man sich mit Sprengstoff.

Der Bund greift ein

In den Vierzigerjahren hatte das Kloster einen argen Disput mit der Armee. Nicht allzu bekannt dürfte sein, dass im gleichen Gebiet in dem sich der Steinbruch befindet, der Bund eine Festungsanlage erstellt hatte. Das Kloster befürchtete, dass durch den Bau der Festung seine Steingewinnung Schaden erleiden könnte. Der Briefverkehr aus dem Jahre 1950, die Renovation der Klosterfront war in einer intensiven Phase, zeigt auf, dass die Klosterherren aufgetretene Schäden vergütet haben wollten. Statt der geforderten Summe von 12'000 Franken erhielt das Kloster nur einen Bruchteil da von. Damit aber nicht genug. Wie dem Einsiedler Anzeiger des 12. Septembers zu entnehmen ist, wurde 1965 auf Veranlassung des Bundes der Steinbruch gesperrt. In der Festung sei das Hämmern vom Steinbruch hörbar. Solches wurde von der Obrigkeit als störend taxiert. Die Vortrags-Zuhörer waren verwundert, ob solchem Benehmen des Bundes.

Die Steine reden

Der damalige eidg. Denkmalschützer Dr. Linus Birchler übertitelte eine Abhandlung zur Renovation der Klosterfront mit «Die Steine reden». Pater Thaddäus Zingg nimmt in seiner Schrift «Die erneuerte Barockfassade» dieses Thema auf, indem er schreibt: Damit waren die verwitterten Steine gemeint. Wehklagen und Lamentation der von Alter und Not verhutzelten Fassadensteine  das gilt auch von der erneuerten Klosterfassade, vom Zusammenspiel verschiedener Charaktere, verschiedener Farbnuancen. Denn die Steine stammen von verschiedenen Steinbrüchen. Wer die historische Exkursion vom vergangenen Samstag erlebt hat und solche Schilderung des Steins liest, wird sich deutlich bewusst, dass der Stein keine tote Materie ist. Dass er durchaus ein lebendiges Gesicht zeigen kann. In solchen Gedanken betrachte man nun unsere Klosterfassade.

Einsiedler Anzeiger

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Einsiedler Anzeiger

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Publiziert am

16.09.2014

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