Strahlend in jeder Beziehung: Olena Tokar (mitte) und das Ensemble bedanken sich beim Publikum in Feusisberg. Bild Severin Kolb
Strahlend in jeder Beziehung: Olena Tokar (mitte) und das Ensemble bedanken sich beim Publikum in Feusisberg. Bild Severin Kolb

Musik

Eine ukrainische Carmen

«Italienische Nächte» waren gestern – Spanien olé: Nach 2017 besuchte Olena Tokar Feusisberg ein weiteres Mal im Rahmen des «Musiksommers am Zürichsee» für ein buntes Konzert. Offensichtlich konnte sie letztes Jahr überzeugen: Die Kirche war voll.

 Ein Jahr reicher an Erfahrungen auf internationalen Bühnen kehrte Olena Tokar mit einem Programm, in dem Produkte der Pariser Spanienmode um 1900 den roten Faden bildeten, in die Schweiz zurück. Und zwar im Rahmen des «Musiksommers am Zürichsee» in der katholischen Kirche Feusisberg. Das mal sinnliche, mal feurige Repertoire passte bestens zum Temperament der Ukrainerin mit der kräftigen Stimme. Mit stechendem Blick fixierte sie die Zuhörenden während den betörenden Stücken von Léo Delibes und Maurice Ravel. Konsequenterweise verschmolz sie in ihrer letzten Solonummer mit Georges Bizets Carmen, dem Prototypen der leidenschaftlichen und koketten Spanierin.


Katzenmusik und Lautmalerei


Eine Besonderheit des Konzerts, für das sich der «Musiksommer» einmal mehr mit den Festspielen Mecklenburg- Vorpommern zusammengetan hatte, lag in den immer wieder wechselnden musikalischen Partnern: Mal begleitete der Pianist Igor Gryshyn, mal der Gitarrist Dmytro Omelchak, mal das Malion Quartett, dessen Arrangements eigens für diesen Abend angefertigt wurden. Im Fandango aus einem Gitarrenquintett Boccherinis miauten lautmalerisch die Katzen, «El Puerto» von Isaac Albéniz für Klavier solo evoziert die malerische spanische Küstenstadt Cadíz, und auch Omelchaks Partien atmeten durch und durch spanische Luft. Den Höhepunkt des Konzerts bildeten eine Handvoll vielseitige Lieder aus den «Canciones Clásicas Españolas » des in unseren Breitengraden kaum bekannten Komponisten Fernando Obradors, die für das Konzert in ein neues Gewand gelegt wurden. So hatte man vor der Pause die Gelegenheit, neben Tokar alle Ausführenden gemeinsam auf der Bühne zu sehen – nur einer fehlte.


Überbleibsel aus den italienischen Nächten


Als Tokars Bühnenpartner – denn sie machte aus dem Altar eine Bühne – wirkte der junge kanadische Tenor Andrew Haji, der mit einer samtweichen und zarten Stimme gesegnet ist. Eher italienisch als spanisch unterwegs nahm er die Koloraturen aus Mozarts «Don Giovanni» genauso leicht wie er dem Wüstling eine sensible Seite einhauchte. Als Barbier gelangte der Tenor dann doch noch nach Sevilla. Leider kamen die beiden Sänger erst am Schluss für das Duett «O suave fanciulla» aus Puccinis Oper «La Bohème » zusammen, gegen dessen Ende die beiden Turteltäubchen auf der Empore verschwanden. Während Haji für die Zugabe in Spanien verblieb, mimte Tokar Franz Lehárs «Giuditta»,eine deutsch-süditalienische kleine Schwester der Carmen, mit dem Evergreen «Meine Lippen, sie küssen so heiss». Nach einer knisternden Tanzeinlage mit einem glücklicherweise tanzsicher wirkenden Herren aus dem Publikum war es um die Besucher endgültig geschehen: Tosender Applaus. In wenigen Tagen wird in Mecklenburg-Vorpommern die/der nächste Preisträger/in gekrönt – zumindest in Feusisberg werden die Stapfen der Tokar schwer zu füllen sein. Zumindest in Feusisberg werden die Stapfen der Tokar schwer zu füllen sein.


Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Severin Kolb

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

06.09.2018

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