Zelebrieren ihre Liebe zur Musik für das Ausserschwyzer Publikum: (v. l.) Thom Miller, Black Spirit und X-Ray. Bild Tatjana Kistler
Zelebrieren ihre Liebe zur Musik für das Ausserschwyzer Publikum: (v. l.) Thom Miller, Black Spirit und X-Ray. Bild Tatjana Kistler

Musik

«Als DJ musst du authentisch sein»

Munde, Jugendliche lieben die modernen Klänge. Im Gespräch verraten drei Ausserschwyzer House-DJs, weshalb es sich lohnt, sich in der Freizeit in den Dienst der Partygänger zu stellen und oftmals gar auf Gagen zu verzichten. Sie halten aber auch fest, dass technische Entwicklungen im Musikgeschäft durchaus negative Tendenzen zutage gefördert haben.

Sonntagmorgen, 0.30 Uhr. Der Tuggner Club «The Bandits» ist zum Bersten voll, die Leute sind in Feierlaune. Der Bass dröhnt, die Lichtshow tut das Übrige. Der Höfner Berat Muratoglu steht still neben der Bühne, beobachtet die Menschenmenge. Er wartet auf seinen Auftritt, um als DJ X-Ray die Menge zum Kochen zu bringen – denn nicht weniger wird von ihm verlangt. «Ich erscheine immer eine halbe Stunde vor meinem Auftritt und versuche, das Publikum ein wenig kennenzulernen», verrät der Schindellegeler, der im zarten Alter von 19 Jahren bereits bei DJ Sir Colin unter Vertrag steht. Diese Haltung ist jedoch kaum mehr selbstverständlich – «DJs gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Jeder darf sich DJ nennen, ein Club-Betreiber hat die Wahl», kommentiert Sascha Thomas alias Thom Miller, der seinen Auftritt bereits bestritten hat, die Tendenz, Jobs an günstig und «oft halbherzig arbeitende» DJs zu vergeben.

Klischees versus Dilettantismus

Sowohl Miller als auch X-Ray wissen, dass die Bezeichnung «DJ» nicht immer für qualitativ gute Musik bürgt – «auch hier in der Region nicht», bedauert Miller. Sein Fazit: Die vielen technisch nicht versierten «Amateure» machen den Ruf der House-Szene kaputt und schmälern den Stellenwert der seriös arbeitenden DJs. «Viele Aspekte müssen nämlich stimmen, wenn man sich als DJ bezeichnen will», ergänzt der als Black Spirit bekannte Marco Bisig, der mittlerweile das Mix-Pult an X-Ray übergeben hat. «Als DJ stehst du im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Du musst unbedingt authentisch sein, auf dein Publikum eingehen und spontan reagieren können», ergänzt er und entkräftet sogleich ein gängiges Klischee: «Es kann nämlich nicht sein, dass sich jemand nur DJ nennt, um cool zu sein und zu hoffen, Frauen abschleppen zu können. Das sind keine DJs, das sind Machos», gibt der Pfäffiker zu bedenken.

Kampf um Anerkennung

Die drei Ausserschwyzer Musikliebhaber wissen, wovon sie reden, vereinen sie doch internationale Erfahrung im hart umkämpften Musik-Business. Dennoch bestreiten sie wöchentlich Auftritte in der Region und nicht auf den grossen Bühnen der Welt. Weshalb? «Hinter der scheinbar lockeren Club-Atmosphäre verbirgt sich eine riesige Maschinerie, welche zwar gut vermarkteten DJ-Grössen eine Plattform bietet, Nachwuchstalenten jedoch meist wenig Aufstiegschancen lässt», erklärt Thom Miller, der als Event-Manager wöchentlich damit betraut ist, die abendfüllenden Show-Programme und somit das Schaffen diverser DJs unter einen Hut zu bringen. «Dem Partygänger entgeht die strikte Hackordnung unter den Künstlern», ergänzt Black Spirit. Unter dem Motto «der grosse Name bekommt den Vorzug», müssen sich die weiteren DJs des Abends unterordnen. «Das heisst, sie dürfen weder grosse Hits spielen, noch den Star des Abends durch spektakuläre Sets und Bühneneffekte konkurrenzieren», so Thom Miller. Dieser Entwicklung des Party-Business kann jedoch – «auch hier auf dem Land» – kaum entgegengewirkt werden, denn nicht zuletzt hängt das Überleben eines Clubs meist von den Namen seiner DJs ab – «Professionalität hin oder her».

Musikalische Bestätigung als Lohn

Doch was ist die Motivation, bis in die frühen Morgenstunden zu arbeiten? Immerhin bedeutet das musikalische Hobby für die drei Ausserschwyzer DJs, den Grossteil ihrer Freizeit aufzugeben, zu Hause an eigenen Beats zu tüfteln und oft keine grosse Gage zu erhalten. «Es geht für uns einfach darum, den Leuten einen schönen Abend zu bescheren und durch die Freude des Publikums eine Bestätigung für unsere Musik zu bekommen », erklärt Black Spirit unter Nicken der anderen. «Ich finde es wichtig, dass nicht der persönliche Status im Vordergrund steht, sondern die musikalische Entwicklung», betont X-Ray. Denn: «Das Gefühl muss grossartig sein, wenn das Publikum herbeiströmt, um einen deiner eigenen Hits zu hören.»

March-Anzeiger und Höfner Volksblat

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

Kontakt

Kategorie

  • Musik

Publiziert am

14.03.2013

Webcode

www.schwyzkultur.ch/rZtLJ2