Pirmin Huber war in den vergangenen Monaten nicht nur musikalisch, sondern auch reisetechnisch ein Weltenbummler – hier vor der Helsinki Cathedral. Bild zvg
Pirmin Huber war in den vergangenen Monaten nicht nur musikalisch, sondern auch reisetechnisch ein Weltenbummler – hier vor der Helsinki Cathedral. Bild zvg

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«Der Kontrabass ist mein Gefährte auf der Reise durch die Welt der Musik»

Aktuell zählen Ambäck, Gläuffig und Stereo Kulisse sowie die Konzertserie «ArtLändler» zu den bedeutendsten Projekten von Pirmin Huber. Der Galgener hat während eines halben Jahres Auszeit neue Eindrücke gesammelt, komponiert, manches abgeschlossen und viel Neues gestartet.

Kontrabassist, Komponist, Klangkünstler – Pirmin Huber verbindet Volksmusik mit Techno, Jazz, Klassik oder Elektronik. Seit Kurzem ist er zurück aus einem halben Jahr Auszeit. Letztere bestand aus einer Reise mit einem Wohnmobil bis nach Finnland, einem Abstecher zu vier Konzerten am Festival de Altura in Peru und drei Monaten in Berlin. Letzteres dank eines Werkbeitrags der Kulturkommission des Kantons Schwyz.

 

Zuerst in den Norden

Ein Stipendium verschaffte Pirmin Huber im April und Mai die Möglichkeit, mit einem Wohnmobil zu reisen. «Noch ohne Plan fuhr ich zunächst nach Dänemark und dann der Westküste entlang nach Norden. Ich habe Städte und Konzerte besucht, aber auch viel komponiert und spannende Volkskulturen kennengelernt», erzählt er. Mit der Anschrift einer Hütte in Finnland im Gepäck, setzte er die Reise nach Schweden fort, von wo aus es mit der Fähre weiter nach Finnland und schliesslich zum Endziel in Tervo ging. Pirmin Huber: «Dort blieb ich zehn Tage. Ich erlebte noch nie im Leben eine solche Ruhe in der Natur. Es war noch alles zugefroren und der nächste Supermarkt 25 Minuten entfernt. So konnte ich kompositorisch aus dem Vollen schöpfen.» So entstand das Projekt Roadtrip, eine Mischung aus Folkklängen und melodischen Sequenzen. Immer inspiriert von den Eindrücken und Emotionen.

 

Zwischenspiel in Peru

Nach der Zeit im Norden liess sich Pirmin Huber die Einladung zum Festival de Altura in Peru nicht entgehen. Zusammen mit Simon Felber und Dominik Flückiger spielte er vier Konzerte an verschiedenen Orten. «Das waren unglaubliche Eindrücke, vor rund 4500 Personen zu spielen», fasst Huber zusammen. Das Publikum liebte die Schweizer Volksmusik und die Schweizer spielten nebst typischen Titeln auch Eigenkompositionen und schliesslich mit Peruanern zusammen. «Ob im hohen Norden oder tief in Südamerika – meine Sprachkenntnisse waren vielleicht nicht immer top, aber die Musik? Die war immer der perfekte Dolmetscher!», lacht Pirmin Huber.

Machen, ohne lange nachzudenken

Die Monate Juni, Juli und August und damit die zweite Hälfte der Auszeit verbrachte Pirmin Huber in Berlin. Diese Stadt mit ihrer schicksalsgeprägten Geschichte hat unendlich viel zu bieten. Das Fazit: «Vor allem habe ich gelernt, etwas zu machen ohne grosses Überdenken.» Wohnen konnte der Musiker in einem Atelier. Im Haus lebten noch weitere Schweizer Künstler. Oft nutzte er die Zeit zum Austausch mit den verschiedensten Menschen. «Ich bekam viele Einblicke, Ideen, hatte aber auch Zeit zum Üben, Komponieren und für mich selber », erzählt Pirmin Huber. Gerne erinnert er sich auch an Besucher aus der Schweiz. Unter anderen ein Team vor SRF, das für eine DOK-Sendung drehte, die am Donnerstag, 2. November, um 20.05 Uhr ausgestrahlt wird. Wichtig war für Pirmin Huber auch, am Lehrbuch für Kontrabass weiterzuarbeiten. Die Basis für dieses Projekt hatte der Werkbeitrag der kantonalen Kulturkommission vor zwei Jahren gelegt. «Bis Ende Jahr wird es fertig vorliegen», freut sich Pirmin Huber. Die Zeit in Berlin habe ihm ermöglicht, vieles abzuschliessen und Neues zu beginnen. Und: «Ich habe die aktuellen Konzertprogramme auswendig gelernt.»

 

Auftreten und Komponieren

Der Terminkalender von Pirmin Huber ist sehr gut gefüllt. «Ich war die letzten Wochen fast jeden Tag auf einer Bühne und bekomme auch Aufträge für Kompositionen für Filme und anderes mehr. Aktuell kann ich tatsächlich von den Auftritten leben», freut sich Pirmin Huber. Hauptsächlich sind es Auftritte mit den drei Formationen Ambäck, Gläuffig und der Live-Technoband Stereo Kulisse. «Die drei Bands sind durch alle Jahreszeiten hindurch echte Publikumslieblinge», sagt Pirmin Huber freudig. Bei Ambäck mit Markus Flückiger (Schwyzerörgeli) und Andreas Gabriel (Geige) bildet Pirmin Huber (Kontrabass) ein Trio, das die Schweizer Volksmusik laufend weiterentwickelt. Basis für die drei Musiker ist traditionelle Volksmusik aus der Innerschweiz und dem Muotathal und die Kombination der drei ursprünglichen Instrumente. Das Trio bewegt sich mit Leichtigkeit zwischen Tradition und zeitgenössischer Volksmusik und überrascht mit kunstvollen Improvisationen. «Wir wollen uns weiterentwickeln. Das führt uns eher in die Richtung von Musik, die auf Kleinkunstbühnen Beachtung findet. Dort haben wir die Freiheit für Kompositionen, die wir in einem Festzelt nicht spielen könnten», erklärt Pirmin Huber. Das gipfelte am 25-Jahr-Jubiläum des KKL Luzern im September in einem gemeinsamen Auftritt mit Stephan Eicher, dem Grandseigneur des europäischen Chansons. Ambäck bestritt zuvor einen eigenen Programmteil und Stephan Eicher sprach nach dem Auftritt fasziniert von «Ambäck, meine Lieblingsband».

 

Jubiläumstournee mit Gläuffig

Auch die Formation Gläuffig hat Wurzeln in der alpenländischen Volksmusik. Vor 15 Jahren haben Pirmin Huber, Mathias Landtwing (Klarinette), Fränggi Gehrig (Akkordeon) und Lukas Gernet (Klavier) zusammengefunden. Alle Vier haben an der Hochschule Luzern in unterschiedlichen Studienrichtungen abgeschlossen (Volksmusik, Jazz, Klassik, Komposition) und sind virtuose Instrumentalisten. Mal leichtfüssig und verspielt, dann wieder bodenständig oder jazzig werden viele Grenzbereiche ausgelotet. Gläuffig ist entsprechend oft an Festivals anzutreffen. Aktuell zudem mit der neuen CD «Momentum» auf der Jubiläumstournee. Schon seit Jahren kombiniert Pirmin Huber die Schweizer Volksmusik auch mit elektronischer Musik. Zusammen mit Dominik und Fabian Eberle performt er unter dem Namen Stereo Kulisse live im Tech-/Deep-House-Stil. Überraschend ist die Vielfalt, mit der Pirmin Huber den akustischen und elektronischen Kontrabass einsetzt. Auch Instrumente wie der Büchel oder Ableton setzt er gekonnt ein. Sein Master-Abschluss an der Hochschule Luzern führte inzwischen auch zur Anstellung als Dozent für Kontrabass an der Hochschule Luzern HSLU. Aktuell unterrichtet er drei Studenten und leitet diverse Workshops. Als Musiker trat Pirmin Huber schon in zahlreichen Ländern auf, in der Schweiz kennt man den virtuosen Bassisten von Konzerten sowie Fernseh- und Radioauftritten. Sein bisheriger Weg lässt erahnen, dass es spannend weitergeht.

 

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Frieda Suter

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik
  • Volksmusik

Publiziert am

18.10.2023

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