Im Proberaum der «Rigispatzen»: Very Rickenbacher macht keine Auftragskompositionen. «Mit der Musik wird man nicht reich, aber sie ist eine Bereicherung und macht mich im Herzen reich.» (Bild: Edith Meyer)
Im Proberaum der «Rigispatzen»: Very Rickenbacher macht keine Auftragskompositionen. «Mit der Musik wird man nicht reich, aber sie ist eine Bereicherung und macht mich im Herzen reich.» (Bild: Edith Meyer)

Musik

«Musik ist für mich reine Lebensfreude»

Der Immenseer Very Rickenbacher leitet seit 2003 die beliebte «Blaskapelle Rigispatzen» in Küssnacht. Zudem ist er ein erfolgreicher Komponist. Besonders bekannt ist seine Polka «Ein halbes Jahrhundert». Ein Leben ohne Musik könnte er sich nicht vorstellen.

Es passiert ihm ab und zu, dass er um 03.00 Uhr morgens mit einer Melodie im Kopf aufwacht. «Ich höre sie, schreibe ein paar Takte auf und gehe wieder schlafen», sagt Very Rickenbacher. Früher hat er seine Kompositionen ohne Hilfe des Klaviers auf Notenblätter geschrieben, heute arbeitet er komplexer. «Ich schreibe die Noten mit einem Musikprogramm am PC.»

Über 60 Stücke komponiert

In seinem Repertoire von über 60 Kompositionen gibt es für ihn kein schönstes Stück. Jede Komposition habe eine eigene Geschichte. Very Rickenbacher erlebte eine Kindheit mit viel Musik. Er wuchs auf einem Bauernhof in Immensee mit vier Schwestern und vier Brüdern auf. Sein Vater spielte Schwyzerörgeli, seine Mutter sang im Kirchenchor. «Bei uns wurde viel am Sonntag musiziert.» Rickenbachers musikalischer Werdegang begann mit 14 Jahren am Euphonium. Dieses Instrument spielte er aktiv bei den Musikgesellschaften Immensee und Alpnach und in der Blaskapelle Rigispatzen. Rickenbacher absolvierte ausserdem den Trompeter-Militärdienst. Er erinnert sich besonders gerne an die Zeit, in der er mit der Immenseer Band Scream Boys und mit einer Tanzmusikband, die er mit Lehrersemi-Kollegen gegründet hatte, auftrat. «Wir machten Unterhaltungs- und Schlagermusik mit Eigenkompositionen», erläutert der 53-jährige Primarlehrer.

Regelmässig im Radio zu hören

Very Rickenbacher spielt Euphonium, Klavier und Schwyzerörgeli. «Musizieren gibt mir eine tiefe Zufriedenheit, und das Gemeinschaftsgefühl vermittelt mir Lebensfreude und Gemütlichkeit.» Es gibt aber auch Momente, in denen er alleine im Schulzimmer auf seinen verschiedenen Instrumenten spielt. «Das entspannt mich.» Präsent sein hiess es für ihn in den Vereinen: Von 1984 bis 1999 war er als Dirigent der Musikgesellschaft Immensee, der Blaskapelle Rüter Dorfspatzen und der Feldmusik Udligenswil tätig. Seit 2003 leitet er die Blaskapelle Rigispatzen aus Küssnacht. Für diese Formation hat er bereits einige Titelkomponiert. Die «Rigispatzen» spielen hauptsächlich im böhmischen Stil (Egerländer), führen aber auch moderne und mährische Titel sowie verschiedene Soli auf. Ihr Repertoire umfasst auch einheimische Kompositionen, die vor allem aus der Feder von Very Rickenbacher stammen. Besonders bekannt ist Rickenbachers Polka «Ein halbes Jahrhundert», die er 2005 geschrieben hat. «Wir präsentierten die CD im Jubiläumsjahr 2006», erzählt der Musiker. Das Stück ist mittlerweile eines der zahlreichen Highlights der Rigispatzen, die zu den besten Schweizer Blaskapellen zählen: Die Titel ihrer fünf Tonträger sind regelmässig im Radio zu hören, fünfmal qualifizierten sie sich für den Radio-Live-Wettbewerb der zehn besten Blaskapellen der Schweiz. Zu den weiteren Erfolgen zählen Top-Platzierungen bei verschiedenen Schweizerischen Blaskapellentreffen.

Mit Freude und Probedisziplin

«Wir legen grossen Wert auf eine kompakte, klang- und gefühlvolle Interpretation der Musik», sagt Very Rickenbacher. Er motiviert die Musiker im Probelokal mit folgendem Spruch: «Wenn du einen Tag nicht übst, merkst du es. Wenn du zwei Tage nicht übst, merken es die Rigispatzen. Wenn du drei Tage nicht übst, merkt es das Publikum.» Und an welche Auftritte erinnert er sich besonders? «Ich erlebte zum ersten Mal eine Standing Ovation bei der Udligenswiler Feldmusik, als ich Ehrendirigent wurde. Das hat mich beeindruckt.» Gerne erinnert er sich zudem an Kontakte mit dem Publikum. Am Schweizerischen Blaskapellentreffen in Visp kam ein 80-jähriger Mann auf ihn zu. «Er bedankte sich bei mir, und ihm kamen die Tränen. Dann fügte der Walliser hinzu, dass das Konzert seinem verstorbenen Vater sicher gefallen hätte. Diese Begegnung hat mich tief berührt.»

Weitere Infos

- Wikipedia-Eintrag

- www.rigispatzen.ch
Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

21.07.2011

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