Hereinspaziert. Am 24. August wurde in der Grynau die Dauerausstellung «Linthwerkschau» eröffnet. Ab Samstag steht sie der Öffentlichkeit zur Verfügung. Bild Heidi Peruzzo
Hereinspaziert. Am 24. August wurde in der Grynau die Dauerausstellung «Linthwerkschau» eröffnet. Ab Samstag steht sie der Öffentlichkeit zur Verfügung. Bild Heidi Peruzzo

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Die Geschichte der Linth erfahren

Das Linthwerk wird 200 Jahre alt und eröffnet zu seinem Geburtstag die «Linthwerkschau». Ab Samstag 26. August steht die permanente Ausstellung den Besuchern offen.

Aus Anlass des 200-jährigen Bestehens eröffnete das Linthwerk gestern bei der Grynau auf Tuggner Seite die «Linthwerkschau ». Für die Dauerausstellung wurde eine alte Scheune umgebaut, die im Besitz des Linthwerks ist. Der Standort nahe beim historischen Grynauturm ist ideal: Der Zugang zum Gebäude ist barrierefrei, Bushaltestelle und Parkplätze befinden sich in kurzer Gehdistanz.

Schüler empfangen den «Zeitreisenden Escher»

Mit Fanfaren aus dem Grynauturm wurde der Überraschungsgast «Hans Konrad Escher von der Linth» empfangen, der per Schiff die Linth herunterkam. Er wolle nur kurz vorbeischauen, um zu sehen, was aus seinem Werk geworden sei, begrüsste er die geladenen Gäste von Bund, Kantonen und Gemeinden. Gleichzeitig kamen Schüler der Oberstufe Weesen und Amden per Gummiboot oder mit dem Velo beim Festgelände an. Auf der Bühne trafen sie mit der historischen Figur Escher zusammen und wollten von ihm einiges wissen. Nach einem gemeinsamen Selfie griffen sie zum Mikrofon. «Singt ihr auch Mozart?», wollte Escher von ihnen wis-sen. «Wir stehen eher auf Hip-Hop», lautete die Antwort. Und später würden sie auch einen eigenen Kanal eröffnen, «aber auf YouTube.» Die offizielle Eröffnung der «Linthwerkschau» wurde ebenfalls vom «Zeitreisenden Escher» zelebriert. In seiner kurzen Rede wies er darauf hin, dass es für ihn viel Neues zu entdecken gab. Die sinnvolle Weiterentwicklung seines Werks biete dem Menschen heute weit mehr als nur Schutz vor Hochwasser. Insbesondere die vielfältige Flora und Fauna hätten es ihm angetan.

Viele lobende Worte

 In der Begrüssungsansprache wies Kaspar Becker, Regierungsrat des Kantons Glarus und Präsident der Linthkommission, darauf hin, dass heute eine Institution gefeiert werde, die älter sei als die moderne Schweiz. Bundesrat Albert Rösti gratulierte dem Linthwerk in einer Videobotschaft und betonte, dass das Linthwerk den Beweis erbringe, dass sich Schutz und Nutzen verbinden liessen. Das Werk sei darüber hinaus ein gelungenes Beispiel für eine gute Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten: zwischen dem Bund und den Kantonen, zwischen den Landwirten, Grundbesitzern, Gemeinden und Verbänden. Zusammenfassend lasse sich sagen: Das Linthwerk habe Vorbildcharakter. Es stehe für Weitblick und politisch verantwortliches Handeln – und zwar gestern wie heute. So gesehen verkörpere dieses Bauwerk auch unsere Schweizer Werte. Paul Steffen, stellvertretender Direktor des Bundesamtes für Umwelt BAFU, erinnerte an die erfolgreiche Gesamtsanierung des Linthwerks, das als eines der ersten grossen Wasserbauprojekte nach den neuen gesetzlichen Richtlinien des Bundes und der neuen Hochwasserschutzphilosophie geplant und umgesetzt worden ist. Regierungsrätin Susanne Hartmann, Vorsteherin des Bau- und Umweltdepartements des Kantons St.Gallen überbrachte die Grussbotschaft ihres Kantons. Als Vertreterin der Region brachte Heidi Romer, Gemeindepräsidentin und Mitglied der Linthkommission, die Verbundenheit der Bevölkerung mit dem Linthwerk zum Ausdruck. Aus dem Kanton Schwyz war Regierungsrat André Rüegsegger anwesend.

Immer wieder Pionierrolle

Im August vor 200 Jahren wurde die damalige Linthunternehmung von der eidgenössischen Tagsatzung an die Kantone übergeben und das heutige Linthwerk damit offiziell gegründet. Die «Linthwerkschau» ist ein Jubiläumsgeschenk des Linthwerks an die Bevölkerung. Die Linthkommission konnte dank vieler Gönnerbeiträge realisiert werden. Die Linthwerkschau beleuchtet die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Bauwerks und zeigt einen Teil des reichhaltigen Fundus zu der Geschichte des Werks, das immer wieder eine Pionierrolle übernommen hat. Thematisiert wird auch die Entwicklung des Hochwasserschutzes vom frühen 19. Jahrhundert bis heute. Veranschaulicht wird dies vor allem beim Vergleich von Eschers Linthkorrektion mit den schnurgeraden Kanälen gegenüber der vor zehn Jahren abgeschlossenen Gesamtsanierung des Linthwerks. Basierend auf den gesetzlichen Vorgaben des Bundes zum Gewässerschutz und Wasserbau, sind Aufweitungen und Renaturierungsmassnahmen entlang des Escher- und Linthkanals umgesetzt worden. Wie die Linth ihren Lauf nahm Schiffer und Kaufleute drängten als Erste auf eine Korrektion des Flusses. Die «Linthkantone» Glarus, Schwyz und Zürich nahmen sich dem Problem an. In den 1780er-Jahren wurde die «Spettlinth» schiffbar gemacht. Eschers Vorschlag der Linthkorrektion wurde durch die Eidgenössische Tagsatzung am 28. Juli 1804 genehmigt. Die Bauarbeiten am Escherkanal begannen um 1807 und dauerten bis 1811. Bauen um 1800 bedeutete strengste Handarbeit mit der Schaufel und Transporte von Hand oder mit Pferdewagen. Zudem war die Linthebene sumpfig, und die Baustellen liessen sich damals nicht trockenlegen.

Hochwasser und Malaria

Hochwasser erschwerte die Bauarbeiten immer wieder. Trotzdem war 1812 der neue Seeabfluss, das Kanalstück zwischen Weesen und Ziegelbrücke, fertig erstellt, und die Linth drei Jahre später bis Giessen korrigiert. 1816 war auch die Strecke bis zur Grynau in ein gerades Flussbett umgebaut. Entgegen der weitverbreiteten Meinung war das Linthwerk beim Tod von Hans Konrad Escher von der Linth vor 200 Jahren noch nicht vollendet. Das letzte Kanalstück von der Grynau bis zur Einmündung in den Obersee wurde 1866 realisiert. Im Linthgebiet traten verschiedene Fieberarten wie das Faul- bzw. Fleckfieber, das unbehandelt mit grosser Wahrscheinlichkeit tödlich verlief. Das auslösende Bakterium wurde durch Kleiderläuse verbreitet. Ebenso verbreitet war das Wechselfieber. Die Chancen, diese Malaria-Art zu überleben, waren hoch, es kam allerdings immer wieder zu Re-Infektionen. Durch die Linthkorrektur fanden die Anopheles-Mücken weniger Brutplätze, und ab 1825 konnte Chinin als wirksames Medikament eingesetzt werden. Die meisten denken beim Stichwort «Malaria» an die tropische Malaria und ihre Folgen. Dass Erreger und Überträger der Malaria aber unterschiedlich und abhängig von der Umgebungstemperatur sind, scheint nahezu unbekannt zu sein.

Hans Konrad Escher von der Linth

Der aus einer Zürcher Kaufmannsfamilie stammende Escher war Textilkaufmann und Politiker, Geognost, Ingenieur, Botaniker, Staatsphilosoph, Lehrer und Familienmensch. Fast 30 Jahre lang hat er sich mit dem Linthgebiet befasst, wissenschaftlich, politisch und praktisch. Von 1807 bis 1823 leitete er den Bau der Kanäle, dank denen die Hochwassergefahr in der Walensee- und Linthregion gebannt werden konnte. Seine Pioniertat der Linthkorrektion hat ihm den Ehrentitel «von der Linth» eingetragen. Er lebte von 1767 bis 1823.

Führungen in der Linthwerkschau

Am Samstag, 26. August, und Samstag, 2. September, jeweils von 9 bis 16 Uhr, stehen Fachpersonen bereit, die durch die neue «Linthwerkschau» führen und Fragen beantworten. Die Ausstellung ist von April bis Oktober täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. 

 

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Heidi Peruzzo

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Publiziert am

25.08.2023

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