Martin Bernstiel (l.) und Kaspar Singer brachten den Besuchern den Klang von historischen und modernen Violoncelli näher. Bild Janine Jakob
Martin Bernstiel (l.) und Kaspar Singer brachten den Besuchern den Klang von historischen und modernen Violoncelli näher. Bild Janine Jakob

Musik

Klänge auf historischen und modernen Violoncelli

Die Violoncellisten Kaspar Singer und Martin Birnstiel begeisterten in der reformierten Kirche Wollerau in Wilen mit dem expressiven Konzert «2 Musiker + 4 Instrumente + 16 Saiten» sowohl mit als auch ohne Stachel.

In der Konzertreihe «Sommer MusikWollerau» fand am Samstagabend das zweite von vier Konzerten in der reformierten Kirche in Wilen statt. Die beiden Violoncellisten Kaspar Singer und Martin Birnstiel führten die Konzertbesucher in die Welt des Violoncello – kurz Cello – ein. Sie verdeutlichten anhand von Erläuterungen und im Vorspiel die Unterschiede des Instruments. Seit seiner Entstehung im frühen 16.Jahrhundert in Norditalien hat es sich weiterentwickelt.

Barock wie im 17. Jahrhundert

Im ersten Konzertteil mit den historischen Celli spielten Singer und Birnstiel Musik von Domenico Gabrielli, J. B. de Boismortier – die Sonate V – sowie von J. C. dall’Abaco. Dem Publikum wurde Barockmusik nicht nur in Anlehnung an die gewählten Komponisten, sondern auch realitätsgetreu vom Klang der Instrumente her geboten.

Das historische Cello unterscheidet sich vom modernen kleineren Cello anhand verschiedener Aspekte: Historische Celli haben Saiten aus Darm – meist Schafdarm. Der Ton ist erdiger. Das moderne Cello dagegen mit seinen Stahlsaiten klingt geschmeidiger.Historische Celli stehen nicht wie moderne Celli auf einem Stachel beziehungsweise Perno. Dieser etablierte sich erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Beim modernen Cello profitiert der Klang, weil der Korpus des Instruments weniger mit den Beinen umfasst wird. «Für das Zusammenklemmen braucht es entgegen dem visuellen Eindruck kein Beinmuskeltraining», so Singer.

Darmsaiten fordern heraus

Der Klang des Cellos wurde in der Weiterentwicklung des Cellos «frisiert», so Birnstiel. Der Stimmton hat sich vom historischen Cello mit 415 Hertz auf 440 Hertz erhöht und ist somit um gut einen halben Ton gestiegen. Die historischen Celli müssen generell häufiger gestimmt werden, was auch beim Konzert deutlich wurde. «Beim Musizieren mit Darmsaiten gekoppelt mit der Luftfeuchtigkeit verspielt man sich viel schneller», so Singer, der es allerdings gelassen nahm. Ab und zu ein Pfeifen oder einen leicht schiefen Klang, führte dem Publikum die historischen Eigenheiten des Instruments und die Schwierigkeiten des Musizierens vor Augen.

Im zweiten Teil folgte Musik von Anton Kraft sowie ein Teil der «Suite für zwei Violocelle» Op. 22 Arioso von Julius Klengel. Das hochstehende Zusammenspiel sorgte für Applaus beim Publikum. Im Kontrast dazu trugen die Musiker «Dyophonie Op. 241» von Ernst Krenek vor – Musik typischerweise im Zusammenspiel voller Disharmonie.Nach einer Zugabe tauschte man sich beim Apéro im Garten aus. Singer und Birnstiel zeigten gekonnt die verschiedenen Facetten der Cellomusik auf und überzeugten mit ihrem musikalischen Können.

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger (Janine Jakob)

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

Kontakt

Kategorie

  • Musik

Publiziert am

11.07.2016

Webcode

www.schwyzkultur.ch/dQ9xea