«Ich wollte kein ‹Theäterli› machen» - 1
«Ich wollte kein ‹Theäterli› machen» - 1

Film

«Ich wollte kein ‹Theäterli› machen»

Die letzten drei Jahre hat sich Claudia Steiner intensiv mit den Senntenfahrten beschäftigt. Nun ist das Werk vollendet. Am nächsten Wochenende kommt «Tönis Brautfahrt – Mit Senntenbauern über den Gotthard», ein historischer Dokumentarfilm, in die Kinos.

Mit Claudia Steiner sprach Silvia Camenzind

Nun kommen Sie auch noch mit Kühen, wo man nach so vielen Landschafts- und Dokumentarfilmen einfach keine Alpabzüge mehr sehen kann.

Man darf nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Es ist ein absolut anderer Film als jene, die in letzter Zeit ins Kino kamen.

Warum?

Es ist ein anderes Genre, ein anderer Rhythmus, ein anderer Inhalt. Ja, es geht um Kühe, um Kühe, die aus unserer Region vor Wintereinbruch nach Italien getrieben wurden, um sie dort zu verkaufen. Unser Film ist ein historischer Dokfilm.

Wie kamen Sie auf das Thema?

Das Thema wurde von Richard Schönbächler an mich herangetragen. Für den Einsiedler war es ein Lebenstraum, für ihn war klar: Das ist eine wichtige Wirtschaftsgeschichte für unseren Kanton, aber auch für die Zentralschweiz, sie darf nicht vergessen gehen. Weil ich schon Filme über Traditionen und Handwerk realisiert hatte, kam er auf mich zu.

Warum hat es Sie gepackt?

Ich habe eine Affinität zu solchen Themen. Ich finde es sehr wichtig, zu wissen, was war, um zu verstehen, was jetzt ist. Und, das ist jetzt eine philosophische Aussage: Ich schaue nicht zurück, ich schaue vorwärts. Die Tradition der Senntenfahrten würde vergessen gehen. Spricht man mit Leuten, dann sagen sie: Ja, Senntenfahrten, da war doch mal etwas. Aber keiner wusste vertiefter etwas zum Thema. Es gibt wenige schriftliche Quellen. Es gibt nur noch wenige Leute wie Richard Schönbächler, die einen Bezug dazu haben.

Hatte Richard Schönbächler Vorfahren, die Senntenfahrer waren?

Er sagte, er habe als kleiner Bub noch gehört, wie sein Grossvater in einem Kreis in einer Alphütte davon erzählt hatte. Damals gab es noch Männer, die selber an Senntenfahrten teilgenommen hatten und davon erzählten.

Zu diesem Thema ist nun der Dokumentarfilm entstanden?

Ein historischer Dokumentarfilm. Das macht den Unterschied. Wir hatten das Problem, dass wir einen Film über eine Zeit realisierten, in der es noch gar keine Bilder – Fotos, Filme – gab.

Welche Zeit war das?

Die Hochblüte der Senntenfahrten war zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert. Als der Gotthard eröffnet wurde, endeten die Fahrten. Auch danach wurden noch Kühe in den Süden verkauft, doch mit den Senntenfahrten war es vorbei. Es gab keine Bilder für einen Film.

Wie halfen Sie sich?

Richard Schönbächler hatte Stiche, darüber wollte er ursprünglich den Film machen. Doch auf den Stichen waren keine Kühe zu sehen.

Warum?

Ich vermute, die Stiche wurden häufig von Malern der Grand Tour gemacht. Sie dokumentierten die Touristen, welche in die Alpen kamen. Diese Reisen fanden meist im Sommer statt, die Senntenfahrten jedoch nur im Herbst, darum sind sie nicht auf den Stichen. Wir fanden nach langer Suche ein Bild, auf dem Kühe waren, wissen aber nicht, ob es sich um eine Senntenfahrt handelte.

Wie fanden Sie die Drehorte, ohne dass Ihnen die heutige Zeit in die Quere kam?

Es gibt sie noch, die historischen Orte in der Schweiz, das ist das Schöne: Brücken, alte Kunststrassen. Wir drehten an Orten, an denen man das Alte spürt. Auch im Museum Ballenberg. Doch nicht nur das, wir vermischten das mit Neuem. Der Dokfilm besteht aus einem Drittel Darstellerszenen, das ist der rote Faden, dennoch handelt es sich nicht um einen Spielfilm oder Heimatfilm. Der Rest ist Dokumentarfilm, man spricht mit Leuten, die etwas zum Thema wissen, mit Historikern.

Erzählen Sie von diesen Darstellerszenen.

Sie waren aufwendig. Es brauchte eine einjährige Vorbereitungszeit, und viele waren daran beteiligt.

Auch viele Kühe, wo fanden Sie diese?

Ich habe zuerst das Urserental abgefragt, dann fast jeden Bauern im Urnerland. Ich suchte Kühe mit Hörnern und dazu einen Bauern, der bereit ist, beim Projekt mitzumachen. Wir landeten schliesslich im Kanton Schwyz im Muotathal, bei Ruedi und Vreni Föhn und Familie.

Wie lange wurde gedreht?

Acht Tage. Wir hatten ein sehr, sehr knappes Zeitbudget und waren darauf angewiesen, dass alles klappt, auch mit dem Wetter. Wir hat

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Film

Publiziert am

25.01.2014

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