Die Schmiedekunst sei alles andere als am Aussterben, sagt Armin Jecklin. «Meine Kurse werden immer beliebter.» Bild Anouk Arbenz
Die Schmiedekunst sei alles andere als am Aussterben, sagt Armin Jecklin. «Meine Kurse werden immer beliebter.» Bild Anouk Arbenz

Kunst & Design

Kunstschmied mit Herz und Seele

Eisen, Messing, Stahl, Kupfer, Gold und Bronze: Damit kennt sich Armin Jecklin aus Pfäffikon aus. Der Kanadier hat uns einen Einblick in seinen Beruf und sein Atelier gewährt.

Armin Jecklin hält das Metall ins Feuer, bis es glüht. Ohne das heisse Element könnte er nicht arbeiten. Um Metall verbiegen und bearbeiten zu können, muss es heiss sein. Eine schöne Aufgabe – wenn nicht gerade Sommer ist. Wenig später hält er das Metall unter den Presshammer, um es zu schmälern. Jetzt muss das Metall wieder beheizt werden, sonst wird das nichts. Direkt anschliessend holt Jecklin den Hammer, legt das Metallstück auf den Amboss und schlägt darauf ein. Das erfordert viel Kraft. Doch mit dem Hammer kann er das Metall gezielter formen. Bevor er sich daran macht, das Metall nach seinen Vorstellungen zu verbiegen, hält Jecklin dieses ein letztes Mal ins heisse Feuer. Zum Schluss folgen ein Essigbad, Schleifpapier und Öl zur Pflege. Erst jetzt sieht man, was das Teil eigentlich werden soll: Ein einziger Ring eines Horns eines Steinbocks (siehe Bild). Am Liebsten würde der 41-Jährige jeden Tag an diesem Steinbock aus Metall, der das Bündner Wappen darstellt, arbeiten. Doch spätestens jetzt ist auch mir klar, dass dies sehr viel Zeit erfordert. «Mein Traum ist es, unsere 26 Kantone in diesem Stil herzustellen», sagt der gebürtige Kanadier auf Schweizerdeutsch.
Solche schönen Skulpturen bringen aber kein Essen auf den Tisch. Jecklin bietet mit seiner Firma Paladin Art in Pfäffikon alle Arten von Kunstschmiedund Schlosserarbeiten, Restaurationen und Reparaturen an. So flickt er beispielsweise Schlösser, stellt Gitter und Geländer her und restauriert Handläufe. Gegründet wurde Paladin Art, das sich auf dem Steinfabrikareal befindet, von Jecklin und seinem Cousin im Jahr 2015. Da war Armin Jecklin erst seit ein paar Jahren in der Schweiz …

Fürs Metall die Schule geschwänzt


Armin Jecklin ist auf Vancouver Island in Kanada aufgewachsen. Sein Vater – ein Schweizer und ebenfalls ein Handwerker – war im Jahr 1971 aus dem Bündnerland nach Kanada ausgewandert und nie wieder in die Schweiz zurückgekehrt. Auch Schweizerdeutsch sprach er kaum mehr, weshalb Armin und sein jüngerer Bruder im Gegensatz zu seinen älteren Brüdern gar kein Schweizerdeutsch hörten. Jetzt lernt er es vor allem auf der Baustelle und von seiner Frau Melanie. «Eine Zungenbrecher-Sprache!» Schon als kleiner Junge war Jecklin vom Metall begeistert und beschäftigte sich in der Werkstatt des Vaters mit dem Schweissgerät. Am Liebsten werkelte er in der Metallwerkstatt der Schule. Immer wieder schlich er sich aus dem Schulzimmer, brach das Schloss vor der Werkstatt auf und probierte verschiedene Werkzeuge und Maschinen aus. «Sie haben mich mehrmals dabei erwischt», erinnert sich der Wahl-Pfäffiker. In einem ersten Projekt erstellte er eigenhändig Küchenmesser, bald schon kamen ein Hammer und ein Schraubenzieher dazu.
Es war zu Weihnachten, als Armin Jecklin einen Anruf von seinem Götti und Onkel aus der Schweiz bekam. Inzwischen war Jecklin ein ausgelernter Metallbauer. Ob er in die Schweiz kommen wolle, um Kunstschmied zu werden, fragte der Onkel den damals 33-Jährigen. Dieser sagte sofort zu, denn es war sein grösster Wunsch, Kunstschmied zu werden, da er als Metallbauer vor allem auf Baustellen tätig war. Vielmehr interessierte den begabten Musiker die künstlerische Seite des Berufs. Um sich den Flug in die Schweiz leisten zu können, arbeitete er wochenlang an einem Pferdekopf aus verschiedenen Metallen, die er einem Pferdefarmer in Kanada verkaufen konnte (siehe Bild). Dann war es endlich so weit: Im selben Alter wie damals sein Vater, als dieser auswanderte, ging es in die Schweiz. Armin Jecklin durfte bei der Moritz Häberling AG in Zürich das Kunstschmied-Handwerk erlernen. «Eigentlich wollte ich nur sechs Monate bleiben », erzählt Jecklin und lacht bei der Erinnerung. Aus Sechs Monaten wurden dann drei Jahre – und heute sind es schon acht Jahre, seit der Kanadier in die Schweiz gekommen ist. Dennoch vergisst er nicht, wo er herkommt. «Meine Skulpturen sind immer Tiere, da ich auf einer Farm aufgewachsen bin und die Natur mag.» Er vermisse die Natur in Kanada – und natürlich seine Familie. Der Nordamerikanische Staat, dem nachgesagt wird, dass dort die nettesten Menschen der Welt leben, könne aber durchaus etwas von der Schweiz lernen: «Wir haben nicht einen Bus oder Zug auf der ganzen Insel, die übrigens fast so gross ist wie die Schweiz.» Den Schweizern hingegen würde etwas mehr Lockerheit nicht schaden, «aber ich mag eigentlich den Perfektionismus der Schweizer».

Geduld und Vorstellungsvermögen


Die Schmiedekunst ist ein uraltes Handwerk. Doch braucht es sie in der heutigen digitalen Welt noch so dringend wie früher, als damit Waffen und Gegenstände des Alltags hergestellt wurden? «Der Beruf stirbt nie aus», ist der passionierte Handwerker überzeugt. «Er bleibt attraktiv, weil es etwas Elementares hat.» Aufträge habe er jedenfalls mehr als genug – Corona hin oder her. «Ich würde gerne noch einen Planer einstellen», so Jecklin. Er hofft, dann auch etwas mehr Zeit für seine Kunstprojekte zu haben und mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter auch einmal in die Ferien fahren zu können. Eigentlich wollte er mit seiner Familie die Verwandtschaft in Kanada besuchen, die Pandemie machte den Dreien dann einen Strich durch die Rechnung. «Sobald wir können, gehen wir», sagt Melanie Jecklin.
Neben seiner Arbeit unterrichtet Armin Jecklin auch gerne und gibt Kurse. «Es ist schön, die Freude der Jungen zu sehen, wenn Sie mit dem Metall arbeiten. Sie blühen richtig auf.» Um Kunstschmied zu werden, brauche es vor allem viel Geduld und ein gutes Vorstellungsvermögen, da man ja ohne Formen arbeite und daher das Ergebnis vor dem Inneren Auge haben müsse, erklärt der 41-Jährige. «Man muss es sich vorstellen können, wenn es noch flüssig ist.» Weiter brauche es eine gute Hand-Augen-Koordination und Freude am Material. «Es darf einem nicht verleiden.»

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Anouk Arbenz

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

15.04.2021

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