Drei Preisträger, drei Laudatoren und ein Regierungsrat vereint im Gruppenbild: Dave Feusi, Anja Gmür, Graziella Contratto, Res Marty, Judith Keller, Sabine Graf und Landesstatthalter Michael Stähli (von links).
Drei Preisträger, drei Laudatoren und ein Regierungsrat vereint im Gruppenbild: Dave Feusi, Anja Gmür, Graziella Contratto, Res Marty, Judith Keller, Sabine Graf und Landesstatthalter Michael Stähli (von links).

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Anerkennungs- und Förderpreise 2023 übergeben

Am Mittwoch wurde dem Kulturvermittler Res Marty der Anerkennungspreis 2023 des Kantons Schwyz überreicht. Gleichzeitig wurden die Sängerin Anja Gmür (Kings Elliot) und die Autorin Judith Keller mit dem Kultur-Förderpreis 2023 ausgezeichnet.

Der Regierungsrat des Kantons Schwyz hat auf Vorschlag der kantonalen Kulturkommission dem Kulturvermittler Res Marty den Anerkennungspreis 2023 des Kantons Schwyz verleiht. Die Sängerin Anja Gmür alias Kings Elliot und die Autorin Judith Keller haben Kultur-Förderpreise erhalten. Die Übergabe der Preise hat derweil an einem Ort in unserer Region stattgefunden, der sich bereits seit geraumer Zeit der Kultur verschreibt und Gäste aus der ganzen Schweiz ins Klosterdorf lockt: Die Rede ist vom Mauz Music-Club in Einsiedeln. Schön, dass der Mauz mit der feierlichen Übergabe der Kultur- und Förderpreise am Mittwochabend als Stätte der Kultur gewürdigt worden ist. Die Preisübergabe hat Landesstatthalter Michael Stähli übernommen. Durch den Anlass führte Franz-Xaver Risi. Für das musikalische Ambiente sorgten Nadja Räss und Markus Flückiger. «Ein besonderer Dank gilt unseren Gastgebern André Kälin und Astrid Gerber», sagte Regierungsrat Michael Stähli: «Einsiedeln ist ja vor allem dank seinem Kloster als Pilgerort bekannt. Weitere Trümpfe sind die schöne Landschaft mit dem idyllischen Sihlsee und der voralpinen Bergwelt und selbstverständlich das reichhaltige Kulturangebot.»

 

Wie das Klosterdorf zum Pilgerort für Musikfans wird

Dank des Mauz Music-Clubs sei Einsiedeln aber auch zu einem über die Region hinaus bekannten Pilgerort für Musikfans geworden. Hinter den unscheinbaren Türen im ehemaligen Ziegeleiwerk strahle das zeitgenössische Konzertlokal urbanen Charme aus und lade ein, Unerwartetes zu entdecken. «Seit gut fünf Jahren besuchen Bands aus der ganzen Schweiz, aus Amerika, England, Deutschland oder Australien den Mauz», führte Stähli aus: «Für die einheimischen Gruppen bietet der Club die Möglichkeit, sich auf der gleichen Bühne zu präsentieren wie die durch Europa tourenden Bands aus aller Welt.» Der Mauz sei eine Oase für Leute aus allen Schichten und ein offener Ort für Abenteuerlustige und Menschen, die ganz einfach bei einem Getränk und guter Musik in unaufdringlicher Gesellschaft sein möchten. «Letztlich ist es genau das, was unsere Kultur auszeichnet und bereichert», konstatierte Stähli: «Unsere Gesellschaft kann nur funktionieren, wenn wir miteinander in einem kreativen Dialog stehen. Der Mauz Music-Club leistet dazu einen wichtigen Beitrag.»

 

«Die Kultur bietet Chancen für Begegnungen»

«Wer mit offenen Augen lebt, erkennt unschwer, dass wir als Gesellschaft vor grossen Herausforderungen stehen», sagte der Landesstatthalter in seinem Grusswort: «Ich denke einerseits an Verwerfungen in der Weltpolitik, aber genauso an Fragen wie die Altersvorsorge, die Finanzierung des Gesundheitswesens oder die Umwelt. Andererseits aber auch an tiefgreifende gesellschaftliche Entwicklungen wie die zunehmende Individualisierung oder die fast unglaublichen neuen Möglichkeiten der Kommunikation. Sie alle verändern in immer rascherem Tempo die Grundlagen unserer Gesellschaft und zwingen uns, stetig nach neuen Lösungen zu suchen.» Die Kultur als wichtiger gesellschaftlicher Raum biete dazu keine einfachen Patentrezepte an. Sie diene aber auch nicht nur der blossen Unterhaltung und Ablenkung vom Alltag. «Kultur kann mehr», betonte Stähli: «Sie bietet Chancen für Begegnungen, für Auseinandersetzungen und echtes Kennenlernen. Wer sich mit Kultur beschäftigt, zeigt ein persönliches Interesse an gesellschaftlichen Fragen und ist bereit, sich auf andere Menschen und ihre Kreationen einzulassen.» Zwei Aspekte strich Stähli heraus: «Die Beschäftigung mit Kultur hat zum einen viel mit Bewahren, mit der Pflege unserer eigenen Wurzeln, der Traditionen und dem eigenen Erbe zu tun. Es sind gerade Kulturschaffende, die in vielfältigen Ausdrucksformen ihrer eigenen Heimat und deren kulturellem Erbe verpflichtet sind. Ich denke an Musikkonzerte, an Jodeln, Theaterabende, aber auch an bildnerische Werke oder die Beschäftigung mit gelebtem Brauchtum.»

 

«Nicht alles Neue ist per se gut oder schlecht»

Genau so sehr sei die Kultur aber auch ein Treiber, ein Motor für Neues, für Brüche und gesellschaftliche Wendungen. «Es sind ebenfalls in besonderem Masse Kulturschaffende, die mit ihren Ideen, ihren Werken und Produktionen die Gesellschaft vorantreiben, ihr neue Wege aufzeigen und Lösungen vorschlagen», schilderte Stähli: «Das kann provozieren, löst manchmal heftige Reaktionen aus und ist möglicherweise zu visionär und kann auch in eine Sackgasse führen. Nicht alles Neue ist per se gut oder schlecht. Aus meiner Sicht ist es aber für die Gesellschaft wichtig, dass die Kultur diese gestalterische Kraft hat, die Gesellschaft voranzubringen, sie weiterzuentwickeln. » Es brauche beide Elemente: Bewahren und Vorwärtsdrängen. Die Kultur bringe sie zusammen, auch das mache ihren Wert für die Gesellschaft aus. Ein lebendiges Kulturschaffen könne für die Suche nach Lösungen bei den gesellschaftlichen Herausforderungen wichtige Impulse geben. «Beide Elemente kommen auch bei unseren heutigen Preisträgerinnen und Preisträgern wunderbar zum Ausdruck», fasste Stähli zusammen.

 

«Marty war Vermittlung der Kultur ein grosses Anliegen»

«In diesem Verständnis steht ausser Frage, dass Kultur kein Luxus ist, den wir uns nebenbei in finanziell guten Zeiten leis-ten wollen, sondern ein wesentlicher Bestandteil einer lebendigen Gesellschaft – und nicht zuletzt auch ein bedeutender Standortvorteil ist», präzisierte der Regierungsrat: «Denn nur in einer Gesellschaft, die lebt und pulsiert, die dank der Kultur über eine eigenständige Identität verfügt, fühlt man sich wohl und wählt sie als Wohnort aus. Deshalb ist es unser ureigenstes Interesse, Sorge zu unserer Kulturlandschaft Schwyz zu tragen. » Die kantonale Kulturkommission leiste im Auftrag der Regierung ihren Beitrag, das künstlerische Wirken und die Vielfalt des kreativen Schaffens im Kanton Schwyz zu unterstützen und zu fördern. Mit dem Anerkennungspreis würden Einzelpersonen, Gruppen oder Institutionen gewürdigt, die sich in besonderem Masse um das kulturelle Leben verdient gemacht hätten. «Bei Res Marty trifft dies in hohem Masse zu. Ihm war die Vermittlung der Kultur an ein breites Publikum stets ein grosses Anliegen», sagte Stähli: «Der Anerkennungspreis ist ein Dank für seine grossen Verdienste um die Renaissance des Lachner Komponisten Joachim Raff und die Schwyzer Kulturlandschaft insgesamt.»

 

«Gmür und Keller verfügen über ein grosses Potenzial» 

Mit dem Kultur-Förderpreis sei eine klare Absicht verbunden: Nämlich die Unterstützung eines aussergewöhnlichen Talents, das sich über eine ernsthafte Auseinandersetzung im künstlerischen und kulturellen Tätigkeitsbereich ausweise. «Sowohl für Anja Gmür alias Kings Elliot wie auch für Judith Keller gilt das hervorragend», resumierte Stähli: «Beide sind kreative Köpfe, die auf ihrem bisherigen künstlerischen Weg und mit ihrem Engagement bereits höchst anregende Marken gesetzt haben und die über ein grosses Potenzial verfügen.» Dave Feusi, Musiker und Komponist, hielt die Laudatio für die Sängerin Anja Gmür alias Kings Elliot: «Sie hat mit dem Singen einen Traum wahrgemacht und mit eigenen Songs ihre Ausdrucksform in der Musik gefunden. » Ihre bezaubernde Stimme schaffe mit feinen Nuancen Intimität – ihre Texte würden Tabus in der Gesellschaft durchbrechen. «Anja Gmür hat sich mit ihrem grossen Talent international positioniert», sagte Feusi.

 

Sätze, die Lust haben, ihre eigenen Wege zu gehen

Sabine Graf, Intendantin des Literaturhauses Zentralschweiz in Stans, hielt die Laudatio für die Autorin Judith Keller: «Sie schreibt Sätze, die Lust haben, ihre eigenen Wege zu gehen. Sie schafft mit ihren minimalen Geschichten, die stets ihren Eigensinn bewahren, ein zeichenhaftes magisches Weltbild.» Judith Keller würden Skizzen und Miniaturen gelingen, hinter derer vordergründiger Ernsthaftigkeit ein leiser Humor schimmere. Graziella Contratto, Dirigentin und Musikpädagogin, hielt die Laudatio für den Kulturvermittler Res Marty: «Er hat sich während vieler Jahre in zahlreichen regionalen und kantonalen Kulturkommissionen und -institutionen engagiert.» Die Vermittlung der Kultur an ein brei-tes Publikum sei Res Marty stets ein grosses Anliegen gewesen – dazu habe er wichtige Impulse geleistet. «Der Anerkennungspreis ist ein Dank für seine grossen Verdienste um die Renaissance von Joachim Raff und die Schwyzer Kulturlandschaft », sagte Contratto.

 

Einsiedler Anzeiger / Magnus Leibundgut

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Einsiedler Anzeiger

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Publiziert am

22.09.2023

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