Der Tanz ist ihre Stimme: Bettina Zumstein. Bild zvg
Der Tanz ist ihre Stimme: Bettina Zumstein. Bild zvg

Bühne

Der Tanz ist Bettina Zumsteins Stimme

Die Schwyzer Künstlerin erhält einen Werkbeitrag vom Kanton Schwyz. Inspiriert wird sie vom Alltag, von Ereignissen, den Menschen oder von einem Thema, das sie beschäftigt.

Bettina Zumstein lebt in Luzern direkt über einem Tanzstudio. Das ist perfekt für die 33-jährige Tänzerin und Choreografin aus Schwyz, die gerade auf Reisen ist und die Welt erkundet. Das Tanzstudio ist der Ort, an dem sie an ihren Choreografien arbeitet.  «Es ist meine Art, mich auszudrücken. Meine Gedanken, Gefühle und Erlebtes in Choreografien umzusetzen, ist wunderschön», erklärt sie. Die Tänzerin versucht zu erklären, wie sie von einem Thema zu einer bühnenreifen Choreografie findet. Eine erste Stimmung ruft Bilder im Kopf hervor. «Von dieser Stimmung oder Thematik aus improvisiere, analysiere und repetiere ich, bis sich die Bewegungen in einer Choreografie verfestigen», beschreibt Bettina Zumstein ihren Weg.


Choreografie kann sich verändern


«Die Choreografie kann und darf sich während den darauf folgenden Proben formen und verändern. Das ist Teil des Prozesses. Tänzerinnen und Tänzer sollen das Material am Schluss als ihr eigenes tanzen. Erst dann lebt der Tanz», ist Bettina Zumstein überzeugt. Jede Woche kommt Bettina Zumstein nach Schwyz. In der Kantonsschule Kollegium ist sie Hauptlehrerin für das Fach Tanz im Schwerpunktfach Musik. «Eine meiner Schülerinnen hat ihre Maturaarbeit mit meiner Begleitung gemacht. Eine schöne Erfahrung. Ich freue mich auf die nächste.» Die Tanzlehrerin ist, wie schon letztes Jahr, auch in diesem Jahr wieder Choreografin des Kollegitheaters. Hier beschäftigt sich die ehemalige Kollegischülerin mit «Romeo und Julia».


Unterricht in Schwyz


In Schwyz gibt Bettina Zumstein seit 15 Jahren Tanzunterricht in Sonja Bolfings Tanzschule. 12 Jahre lang hat sie in der zur Tanzschule gehörenden Dance- und Show-Company getanzt. Angefangen zu tanzen hat Bettina Zumstein mit 6 Jahren. Sie ging bei Kitty Claassen in Schwyz ins Ballett. Der Rahmen des Balletts wurde ihr zu eng, sie suchte neue Bewegungsformen im Circus Piccolo, in der Dance Company Seewen und fuhr so oft wie möglich nach Zürich ins Training einer Hip-Hop-Crew. Bereits während der Ausbildung an der Zürich TanzTheaterSchule begann sie ihre Karriere als freischaffende Tänzerin für Produktionen und Shows im In- und Ausland. So war sie im Musical «Space Dream», in Operetten wie «Im weissen Rössl» oder der «Fledermaus», der Weihnachtsshow «Galarena», der Bollywood- Bühnenshow «Star Parivaar live» in London engagiert. Man sieht sie als Tänzerin in diversen Videoclips, etwa von Knackeboul. Um sich ihr Leben als Tänzerin leisten zu können, arbeitete Bettina Zumstein lange in verschiedenen Jobs. Mehrere Jobs gleichzeitig zu haben, in Bars, Theatergarderoben und Supermärkten zu arbeiten, sei kräftezehrend gewesen. «Das hat mich stark gemacht», sagt sie heute. Seit 3 Jahren geht es nun vermehrt um Choreografien, sei es für Musicals wie «Peter Pan», «Annie», fürs Theater oder wie im letzten Jahr für das Jubiläum der Musikgesellschaft Brunnen. Ihre eigenen Choreografien wurden schon im Landesmuseum Zürich, im Odeon Theater Brugg oder am Short Dance Piece-Abend im Neubad, Luzern, gezeigt.


Experimentierfreudig


Weiter organisiert sie das künstlerische Programm des Tanzfestes Luzern. Sie mag es, zu experimentieren, möchte mehr mit Musikerinnen und Musikern arbeiten und an inspirierenden Orten tanzen. «Nach Tanzproduktionen bin ich jeweils richtig high», erzählt die Schwyzerin und ergänzt: «Ich weiss, dass das nicht ewig anhält. Tanz ist vergänglich, er existiert nur im Augenblick. » Was sie fasziniert, ist die eigentliche Nicht-Fassbarkeit des Tanzes. «Gerade in der heutigen digitalen ‹Facebookinstatwitterichpostealsobinich›- Welt, wo alles immer wieder abrufbar ist», erklärt sie die Faszination. Eben wurde bekannt, dass die Künstlerin einen Werkbeitrag von 8000 Franken vom Kanton Schwyz erhält. «Das bedeutet mir sehr viel», freut sie sich und sagt: «Mein Traum von einem längeren Tanzstück kann ich damit umsetzen. Meine Arbeit kann sich entwickeln und entfalten.» Dass sie den Werkbeitrag in ihrem Heimatort Schwyz erhält, sei für sie eine Ehre. Eines ist klar: Bettina Zumstein hat in ihren Bewegungen noch viel zu sagen – der Tanz ist ihre Stimme.


Bote der Urschweiz / Silvia Camenzind

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

02.10.2019

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www.schwyzkultur.ch/6Lcwi7