Severin Kolb (l.), wissenschaftlicher Leiter des Joachim-Raff-Archivs in Lachen, verdankte das beeindruckende Referat von Stefan König (r.), wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Reger-Institut in Karlsruhe. Bild Peter Arbenz
Severin Kolb (l.), wissenschaftlicher Leiter des Joachim-Raff-Archivs in Lachen, verdankte das beeindruckende Referat von Stefan König (r.), wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Reger-Institut in Karlsruhe. Bild Peter Arbenz

Musik

Joachim Raff und seine Textdichter

Dr. Stefan König, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Reger-Institut in Karlsruhe, präsentierte am vergangenen Samstag im Joachim-Raff-Archiv in Lachen neue Erkenntnisse zu Raffs Liedkompositionen.

Die Kultursparten Lyrik und Musik pflegten schon immer ein enges Verhältnis, nicht erst seit Bob Dylans Literatur-Nobelpreis. Lyrik kommt ja auch vom griechischen «Lyra» = Leier. Man denke zum Beispiel an das christliche Lied «Der Mond ist aufgegangen», welches ursprünglich ein Gedicht von Matthias Claudius war. Felix Mendelsohn Bartholdy, Robert Schumann, Franz Schubert und Franz Liszt haben Hunderte von Gedichten singbar gemacht. Umgekehrt gibt es von Heinrich Heine kaum ein Gedicht, das nicht vertont wurde, insgesamt zählte man 1994 nicht weniger als 6833 Vertonungen seiner Texte.

 

Raff gehört zu den produktivsten Liederkomponisten

Auch der Lachner Komponist mit Weltruhm, Joachim Raff (1822–1882), hat eine grosse Anzahl von Texten zu Liedern vertont, darunter auch solche seiner Tochter Helene. Seine Symphonien und seine Kammermusik sind zwar bekannter, aber mit rund hundert Liedern von über dreissig Dichtern gehört er zu den produktiven Liederkomponisten. Besonders aktiv war Joachim Raff in dieser Hinsicht während seiner Zeit in Stuttgart (1847–1849), in einer kritischen Periode der europäischen Geschichte mit ihren vielen revolutionären Bewegungen. Manche von Raffs Liedtexten hatten durchaus auch eine politische Note, sind aus heutiger Sicht aber eher als liberal denn als revolutionär zu bezeichnen. Leider sind (noch) nicht viele seiner Lieder auf Tonträger eingespielt worden. Einer seiner Lieblingsdichter war Emanuel Geibel (1815–1884), der erfolgreichste deutsche Dichter seiner Zeit und heute fast vergessen. Allenfalls bekannt ist noch seine «Morgenwanderung » («Wer recht in Freuden wandern will»). Von seinem Gedichtband wurde 1884 sage und schreibe die hundertste Auflage gedruckt. Einige seiner Gedichtzeilen schrammen allerdings knapp am Plagiat vorbei, wie Referent Dr. Stefan König, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Reger-Institut in Karlsruhe, am Samstag im Joachim-Raff-Archiv in Lachen schmunzelnd bemerkte. Von Geibel stammen 18 von Raffs Liedern, gefolgt von C. O. Sternau (11, zum Beispiel zwei italienische Lieder) und Gisbert von Vincke («Rose und Distel», eine dramatische Liederreihe über die schottische und französische Königin Maria Stuart).

 

Ein interessantes Referat in Bild und Ton

Referent Stefan König verstand es ausgezeichnet, mithilfe von Bild- und Tondokumenten, aber auch mit seiner präzisen Sprache, die Geschichte hinter den Noten den zumeist weiblichen Zuhörern näherzubringen. Eingeführt und verdankt wurde das Referat von Severin Kolb, dem wissenschaftlichen Leiter des Raff-Archivs. Man darf gespannt sein, was die weitere Forschung zu Raffs Wirken noch zutage fördert. 

 

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Peter Arbenz

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

19.02.2024

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